Die aktuellen Bauarbeiten im nördlichen Bereich der Hauptstraße sind zurzeit das zentrale Diskussionsthema in Tutzing. Die Aktionsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender (ATG) will dieses Thema morgen, am Mittwoch, in den Mittelpunkt eines „Runden Unternehmertischs“ stellen.
Wegen eines erwarteten größeren Interesses findet die Veranstaltung im Neubau des Unternehmens Lobster an der Bräuhausstraße (gegenüber dem Hubert-Hupfauf-Platz) statt, dessen Betreiber dafür gewonnen werden konnte (Beginn 18.30 Uhr, Anmeldungen erbeten an den ATG-Vorsitzenden Roberto Mestanza per E-Mail an r.mestanza@mestanza.de oder an seinen Stellvertreter Christof Schäfer, per E-Mail an christof@info2000.de). Für manche Einheimischen ist das vielleicht nebenbei eine Gelegenheit, dieses ausgefallene Gebäude einmal kennenzulernen. Die ATG würde sich nicht nur über den Besuch von Mitgliedern und Geschäftsleuten freuen, sondern von allen, die an dem Thema interessiert sind und Diskussionsbeiträge liefern wollen. Eingeladen sind auch Bürgermeisterin Marlene Greinwald und alle Gemeinderäte.
Wie das Thema Straßensanierung derzeit in Tutzing die Emotionen erhitzt, das ist in jüngster Zeit immer deutlicher geworden. Geschäftsleute haben sich in Sorge um wegbleibende Kunden und finanzielle Einbußen an die ATG gewandt, die schließlich per Pressemitteilung einen Hilferuf gestartet hat. Tutzinger Gewerbetreibende beunruhigt Darin plädiert sie für ampelfreie Durchfahrtmöglichkeiten zu den Zeiten ohne Bauarbeiten, täglich nach 17 Uhr und freitags nach 12 Uhr. Auch die Gruppe „Tutzinger Liste“, die schon sehr früh umfangreiche Anregungen zur Sanierung der Hauptstraße gemacht hatte, hat sich zur aktuellen Situation zu Wort gemeldet. Der Tutzinger Einzelhandel sei in Bedrängnis, klagt sie in einer Stellungnahme. "Einzelhandel an Hauptstraße in Bedrängnis"
Besorgt wegen der „Nichterreichbarkeit“ von Tutzing
Auch im Umwelt-, Energie und Verkehrsausschuss des Gemeinderats haben die aktuellen Zustände bei der Sanierung der Hauptstraße am Dienstag eine Rolle gespielt. Auf der Tagesordnung standen sie nicht, aber Dr. Thomas von Mitschke-Collande (CSU) griff das Thema auf Bitten des ATG-Vorstands am Schluss der öffentlichen Sitzung auf.
Die Gewerbetreibenden seien besorgt wegen der „Nichterreichbarkeit“ von Tutzing, sagte Mitschke-Collande. Kunden aus Nachbarorten wie Feldafing, Pöcking und Traubing fielen bereits weg, und es sei fraglich, ob sie nach Beendigung der Bauarbeiten wegbleiben oder wieder zum Einkauf nach Tutzing zurückkehren würden. Das Weihnachtsgeschäft stehe bevor, ebenso der Adventsmarkt beim Rathaus. Die Geschäftsbetreiber bräuchten Planungssicherheit. Ein Ende der Bauarbeiten und eine ampelfreie Ortsdurchfahrt bis zum 1. Advent seien wünschenswert: „Das ist nicht zu viel verlangt.“ Denn die Geschäftsleute seien bereits durch Corona „gebeutelt“ worden, und jetzt würden sie mit den nächsten Einbußen konfrontiert.
„Es tut mir wirklich leid“, sagte Bürgermeisterin Marlene Greinwald dazu: „Aber wir müssen da jetzt durch.“ Zur Kritik der ATG erklärte sie: „Ich weiß, dass es für die Geschäfte nicht einfach ist und dass sie auch Corona sehr belastet hat.“ Die ATG wisse, dass sie sich jederzeit an sie wenden könne. Es werde an allen Ecken gearbeitet, um die Straße schnell fertigzustellen und alles sinnvoll zu gestalten. „Bauherr ist das Staatliche Bauamt“, betonte sie. Die Notwendigkeit der Straßensanierung sei allen bekannt gewesen. Es sei nicht einfach - „aber sage mir einer eine andere Lösung.“
"Tutzing wird sehr attraktiv sein"
Mitschke-Collande zog im Ausschuss einen Vergleich zu den ersten Bauarbeiten im südlichen Bereich der Hauptstraße, für die ein anderes Unternehmen zuständig war. Diese, sagte er, schienen damals nach einem bestimmten Prinzip zu laufen. Im nördlichen Bereich tue man sich dagegen schwer, „von einem Baustellenmanagement zu sprechen“. Bürgermeisterin Greinwald entgegnete: „Wir wollen, dass die Firma gut mit uns zusammenarbeitet - es ist schlecht, auf sie einzuprügeln.“ Zunächst sei für diesen Bereich der Hauptstraße sogar eine Vollsperrung im Gespräch gewesen: „Das haben wir verhindert.“ Im Süden seien die Verhältnisse anders gewesen: „Da war es immer eine Einbahnstraße.“ Und auch im Süden habe es länger gedauert, wegen der so genannten Spartenträger und ihrer Arbeiten im Untergrund. Das sei aber offenbar alles schon vergessen. Auch Dr. Ernst Lindl (CSU) bekräftigte, dass die Verhältnisse im Süden anders gewesen seien. Mit denen könne man die Arbeiten im Norden nicht vergleichen.
Alles in allem gab es bei der Diskussion im Verkehrsausschuss mehr Plädoyers für Geduld als Kritik. So sagte Caroline Krug (ÖDP): „Wir müssen noch zwei Monate durchhalten - das werden wir auch noch schaffen.“ Sie forderte Geduld ein, die die meisten aber nicht hätten. „Das würde ich auch von den Gemeinderäten erwarten, dass wir das alle mit vertreten“, ergänzte Bürgermeisterin Greinwald. Die Arbeiten an der Baustelle würden so lange dauern, wie es die Witterung zulasse: „Vor Weihnachten ist irgendwann Schluss, und dann geht es zu Ostern weiter.“ Und der Adventsmarkt werde an einem Wochenende stattfinden. Nach Fertigstellung der Arbeiten werde alles auch für die Geschäftsleute viel besser werden: „Tutzing wird sehr attraktiv sein – das sollten wir alle im Fokus haben.“
Zuversichtliche Äußerungen gab es im Verkehrsausschuss zu den im nächsten Jahr bevorstehenden Sanierungsarbeiten in der Ortsmitte. Sie würden eher mit denen im Süden vergleichbar sein, meinte Lindl: „Da werden wir auch eine Umgehungsstraße haben.“ Man könne nicht pauschal sagen, es gebe immer Defizite: „Jetzt aufzugeben - das würde der Sache nicht gerecht werden.“
Für die Sanierung der Ortsmitte kündigte Greinwald einen Koordinator an, der den Anliegern zentral Rede und Antwort stehen werde. Sie werde auch gern nochmals eine Informationsveranstaltung anbieten. Die Tutzinger Rathauschefin hofft, dass auch die Brücke an der für die Umleitung benötigten Kirchenstraße rechtzeitig fertig sein werde. In der Ortsmitte werde es Sperrungen geben, so auf Höhe des Sportgeschäfts Thallmair und der Schlossstraße.. Der zentrale Ort werde die Einmündung der Oskar-Schüler-Straße in die Hauptstraße sein: „Dort wird es ein tiefes Loch geben.“ Der größte Bereich für die Bauarbeiten werde der Abschnitt zwischen Thallmair und der Kreissparkasse sein: „Aber es wird nicht der ganze Abschnitt Mitte auf einmal gesperrt werden.“
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