Von Sebastian und Lorenz Goslich

Bürgerversammlung: Sanierung der Hauptstraße frühestens ab Mitte 2018 erwartet

Bu-rgerversammlung1.jpg
Die Besucher lauschten interessiert © L.G.

Mit der Sanierung der Tutzinger Hauptstraße wird voraussichtlich frühestens Mitte 2018 begonnen. Das hat die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg gestern auf der Bürgerversammlung mitgeteilt. Für ein Parkhaus sind die Einzelheiten noch nicht abschließend geklärt.

In der Diskussion hat das Thema Tempo 30 vor den Schulen breiten Raum eingenommen. Über ein neues Einheimischenmodell soll demnächst in nicht-öffentlicher Gemeinderatssitzung beraten werden.

Etwa 100 Bürger haben die Bürgerversammlung im Saal des Roncalli-Hauses besucht. Elisabeth Dörrenberg begann ihren Bericht mit einer Erinnerung an Bürgermeister Rudolf Krug und Gemeinderat Dr. Hellmut Kirchner, die beide in diesem Jahr verstorben sind. Zum Gedenken erhoben sich alle Gäste.

Zur finanziellen Situation der Gemeinde sagte die Bürgermeisterin, aus heutiger Sicht sei nicht zu erkennen, dass ein Ausgleich des kommunalen Haushalts gefährdet sein könnte. Das Haushaltsvolumen der Gemeinde Tutzing von 28,385 Millionen Euro nannte sie "ganz gewaltig". Eine Vorschau auf den Haushalt 2018 sei noch nicht möglich, weil noch nicht mit den Vorberatungen im Haupt-, Finanz- und Werkausschuss begonnen worden sei.

Sehr positiv äußerte sich Dörrenberg über mehrere Projekte, die Krug maßgeblich und teils trotz erheblicher vorangegangener Schwierigkeiten angeschoben und zum Erfolg geführt habe, so die Kindergarten-Bauten auf der BRK-Alm und in der Mittelschule den Beginn der Kernsanierung. Bei diesem Projekt habe es dann jedoch Probleme gegeben. So könne die Gemeindebücherei dort nicht, wie zunächst geplant, untergebracht werden, weil wegen des immer umfangreicher werdenden Ganztagsunterrichts eine Mensa benötigt werde.

"Scheußliche" Treppe an der Schule muss noch eine Weile ertragen werden

Die Bürgermeisterin bedauerte, dass die durchs Kreisbauamt bei einer Begehung nach Einbau von neuen Heizungen verordnete Schließung des alten Schulhauses für etliche Nutzer schwierige Folgen hat. In mehreren, wenn auch nicht allen Fällen seien aber gute Lösungen gefunden worden. Für den Freizeitclub JM überlege man, ob das Sportlerstüberl Ersatz bieten könne. "Es gibt keinen Schuldigen", betonte die Bürgermeisterin ausdrücklich. Das alte Schulhaus sei zwischen 1915 und 1990 "x-mal" umgebaut worden. Es sei nicht einsturzgefährdet, lediglich Prüfberichte fehlten.

Die an die Schule angebaute Nottreppe wird in einem Beitrag der neuen "Tutzinger Nachrichten" als scheußlich bezeichnet. Dörrenberg sieht es ähnlich, sagte aber, die Treppe sei als zweiter Fluchtweg momentan noch nötig, man werde sie noch eine Weile "ertragen" müssen.

Als schwierig bezeichnete sie die Arbeiten an neuen Einheimischenmodellen. Der Gemeinderat versuche aber, bezahlbare Wohnmöglichkeiten für junge Familien zu schaffen. Schon in der nächsten nicht-öffentlichen Sitzung werde über ein solches Projekt beraten werden. Allerdings gebe es bei dem betreffenden Gelände noch erhebliche Erschließungsprobleme.

Anzeige
Beautiful-Serie-1.png

Parkhaus wohl ab 2019 - bei Verzögerung Sanierung Nord eventuell vor Ortszentrum

Do-rrenberg1.jpg
Souverän: Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg © SG

Ein wichtiges Projekt, das den meisten Tutzingern sehr am Herzen liegt, ist die Sanierung der Hauptstraße. Die Bürgermeisterin erklärte, dass es dabei aktuell zu Verzögerungen kommt, da man aktuell noch auf Kanalauswertungen des Abwasserzweckverbands wartet. Mit einem Baubeginn sei derzeit frühestens im Juli 2018 zu rechnen. Das Parkhaus im Ortszentrum soll dann ab 2019 zur Verfügung stehen.

Falls sich die Baumaßnahmen hierfür verzögern, könnte eine Notlösung sein, dass der Nordabschnitt der Hauptstraße noch vor dem Ortszentrum saniert wird, sagte die Bürgermeisterin auf Nachfrage von vorOrt.news. Sie gab zu, dass es beim Bau des Parkhauses noch viel Diskussionsbedarf gibt, nicht zuletzt aufgrund der noch fehlenden Kostenschätzung. Mit dem Verweis auf das Beispiel Radweg Kampberg sagte sie, dass "uns Tutzinger Erfahrungen zeigen, dass Kostenschätzungen gerne nicht eingehalten werden".

Am 11. Januar 2018 soll in einer nicht-öffentlichen Sitzung des dafür zuständigen Arbeitskreises weiter über das Thema Hauptstraße diskutiert werden. Am 17. Februar 2018 ist ein weiteres Bürgerforum angesetzt, bei dem die Gemeinde auch nochmals einen regen Austausch mit den Bürgern erwartet. Auf die Frage der ödp-Kreisvorsitzenden Monika Blume-Hedemann, ob es im Gemeinderat ein Meinungsbild bezüglich einer Änderung der Straßenausbaubeitragssatzung gebe, antwortete Dörrenberg, der Gemeinderat könne sich nicht in Landesthemen einmischen. Ihrer persönlichen Meinung nach müssten allerdings alle Bürger zur Kasse gebeten werden und nicht nur die Anwohner der Hauptstraße.

Tutzinger Erfahrungen zeigen uns, dass Kostenschätzungen gerne nicht eingehalten werden. Elisabeth Dörrenberg

Neuer Gehweg am Ortsausgang beim Kallerbach geplant

Dörrenberg merkte an, dass in Tutzing derzeit die Kinderhortplätze zu 100 Prozent ausgefüllt seien. Als umso wichtiger gilt das Vorhaben, die früher von der Ambulanten Krankenpflege als Tagesbegegnungsstätte genutzten Räume in der Hallberger Allee unter der Trägerschaft von Caritas und Kindergarten St. Joseph für die Hort-Erweiterung zu nutzen. Hierfür muss jedoch noch eine Nutzungsänderung bei den zuständigen Behörden beantragt werden.

Das soziale Wohnungsbauprojekt des Verbands Wohnen am Kallerbach nannte Dörrenberg ein "Vorzeigeprojekt an einem der schönsten Flecke Tutzings, mit ungetrübtem Blick auf den See und die Berge". 70 Wohnungen: Mitte 2018 soll Baubeginn sein Im Zuge dieses Projekts soll auch das Ortsschild bis zum Arche-Noah-Kindergarten versetzt und ein neuer Gehweg bis dorthin errichtet werden.

Als alle Projekte des vergangenen Jahres erwähnt waren, hatte die Bürgermeisterin noch einiges an Lob übrig. Mit Bezug auf die 1275-Jahr-Feier und die Fischerhochzeit bedankte sie sich für den großen ehrenamtlichen Einsatz im "bravourösen Festjahr 2017". Anerkennend äußerte sie sich über die JM für die perfekte Organisation des Weinfests sowie über alle Organisatoren der Kulturnacht. Mit Bedauern erinnerte sie an den Ausfall der geplanten "Langen Tafel" die Bürgermeister Krug sehr am Herzen gelegen habe. Umso mehr können sich die Tutzinger schon auf die Wintersonnwendfeier der Feuerwehr am 16. Dezember freuen, bei der um 17.45 Uhr eine Laser-Show mit besonderem Bezug zu Tutzing stattfinden soll.

Tempo 30 vor Schulen bestimmt die Fragerunde

Abschließend bekräftigte Dörrenberg, dass Tutzing unbedingt drei Bürgermeister brauche, da sie zusammen mit der dritten Bürgermeisterin Marlene Greinwald seit dem Tod von Bürgermeister Krug nicht alle Termine bewältigen konnte. Ein letzter Dank gebührte allen Mitgliedern des Gemeinderats, die zeigten, dass es "jenseits aller Parteigrenzen nur um das Wohl der Bürger geht".

Nach dem Vortrag der amtierenden Bürgermeisterin meldeten sich 15 Anwesende zu Wort, einige von ihnen mehrmals. Elisabeth Dörrenberg antwortete auf alle Fragen souverän und sorgte für eine zügige, gut strukturierte Diskussionsrunde. Am intensivsten diskutiert wurde das Thema Tempo 30 vor den Schulen auf der Hauptstraße. Auf Nachfrage des Gymnasial-Direktors Bruno Habersetzer bestätigte Dörrenberg, dass die Gemeinde nicht grundsätzlich gegen Tempo 30 vor den Schulen ist, sich jedoch durch eine frühzeitige Festlegung auch nicht Pläne der Zukunft blockieren will, so zum Beispiel den Bau eines Radschutzstreifens.

Florian Hiebl vertrat die Auffasssung, dass die ganze Diskussion überflüssig sei, da man zu Zeiten des Bring- und Holverkehrs der Eltern schulpflichtiger Kinder sowieso nicht schneller als 30 fahren könne und eine Tempo-Regulierung zu außerschulischen Zeiten nicht notwendig sei. Mit dieser Anmerkung erntete er ebenso viel Applaus unter den Anwesenden wie anschließend Elisabeth Dörrenberg mit ihrem Hinweis, dass der Autofahrer "viel selbst in der Hand" habe und der "gesunde Menschenverstand" zu einer niedrigeren Durchschnittsgeschwindigkeit vor den Schulen führen sollte. Es gebe bereits ausreichend warnende Verkehrsschilder. Mit Blick auf die Einführung einer weiteren Geschwindigkeitsbegrenzung mahnte sie an, dass "wir unseren Kindern einen großen Gefallen tun, wenn wir sie zur Verkehrstüchtigkeit erziehen". Grundsätzlich ermutigte sie die Tutzinger Bürger dazu, das Auto häufiger stehen zu lassen: "Bürger sollen nicht mit dem Auto zum Fitnessstudio fahren und sich dann aufs Laufband stellen, sondern gleich zu Fuß gehen".

Wir tun unseren Kindern einen großen Gefallen, wenn wir sie zur Verkehrstüchtigkeit erziehen. Elisabeth Dörrenberg

Dann gab es noch einige weitere Themen, die die Bürger interessierten, zu denen die Gemeinde allerdings keine weiteren Auskünfte geben konnte - außer, dass sie sich aktuell in teilweise intensiven Gesprächen befindet: das laufende Verfahren bezüglich Gehweg Oskar-Schüler-Straße vor dem Haus des Ex-Bürgermeisters Wanner, die Parksituation am Bahnhof, das Seehof-Gelände und die Einrichtung sowie Stellenbesetzung einer vermittelnden Person für die offene Jugendarbeit.

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 196
Über den Autor

Sebastian und Lorenz Goslich

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.

Kommentare

vorOrt überzeugt mich seit dem Start durch flotte und informative Berichterstattung. Aber damit habe ich nicht gerechnet: Information direkt aus einer Gemeindeveranstaltung. Das ist super!
Helge Haaser Passau
Feedback / Fehler melden