In der „Tutzinger Erklärung zur globalen Gesundheit“ fordern die Unterzeichnenden die Bundesregierung dazu auf, angesichts der multiplen globalen Krisen ihre Strategie zur globalen Gesundheit und die Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele bis 2030 entschieden voranzutreiben.
Die Evangelische Akademie Tutzing fordert gemeinsam mit Expertinnen und Experten für globale Gesundheit die Bundesregierung dazu auf, die nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen umzusetzen. Die SDGs nennen „Gesundheit und Wohlergehen“ nach der Bekämpfung von Armut und Hunger als drittes Ziel der Agenda 2030. In der Tutzinger Erklärung heißt es: „Wir fordern die Bundesregierung auf, im Sinne der Maxime ‚Health in all policies‘ (WHO 1986 und 2013), Gesundheitsfragen in allen Politikfeldern zu beachten, denn ‚globale Gesundheitspolitik‘ bleibt ein leerer Begriff, wenn sie nicht auch national, regional und lokal gedacht und umgesetzt wird.“
Die Erklärung mahnt unter anderem eine Stärkung der Weltgesundheitsorganisation WHO an, eine engere wissenschaftliche Vernetzung und Einbindung des Globalen Südens in den relevanten Forschungsgebieten, klare Strukturen für den Global Health Hub Germany (GHHG) sowie die regelmäßige Überprüfung und Umsetzung der globalen Gesundheitsstrategie Deutschlands. Konkrete Forderungen betreffen zum Beispiel: das Recht auf eine Krankenversicherung für alle Menschen weltweit sowie die Einführung einer weltweiten Zuckersteuer. Die vollständige Erklärung können Sie hier nachlesen.
Wo eine gute Versorgung fehlt, kann dies zu Migrationsbewegungen beitragen
Hintergrund der Erklärung ist die Auseinandersetzung mit globalen Gesundheitsfragen in politischer, medizinischer, ökonomischer und ethischer Hinsicht auf der Tagung „Gesundheit global“, die vom 5. bis 7. April 2024 in Kooperation mit dem Internationalen Netzwerk zur Entwicklungszusammenarbeit im Bereich psychische Gesundheit e.V. (i.nez) stattfand.
Auf der Tagung wurde deutlich: In einer global vernetzten Welt ist eine gute Gesundheitsversorgung nicht nur ein individuelles Gut, sondern auch von immenser öffentlicher Bedeutung. Gesundheitsthemen haben gesellschafts-, wirtschafts-, sozial- und auch sicherheitspolitische Relevanz. Der Klimawandel verschärft die weltweiten Herausforderungen für öffentliche Gesundheit weiter. In Krisen- und Konfliktgebieten ist die Gesundheitsversorgung der Zivilbevölkerung umso bedrohter, je mehr Angriffe auf die medizinische Infrastruktur Teil der Kriegsführung werden. Wo eine gute Versorgung fehlt, kann dies zu Migrationsbewegungen beitragen. Die Berücksichtigung der menschlichen Gesundheit und die Förderung einer angemessenen Gesundheitsversorgung für alle Menschen muss daher eine politische Maxime in allen Felder der Politik sein. Die Weltgesundheitsorganisation hat dies in der Strategie „Health in all policies“ zusammengefasst, zu der sich die Bundesregierung 2020 in ihrer Strategie zur globalen Gesundheit bekannt hat.
An der Tutzinger Erklärung zur globalen Gesundheit mitgearbeitet haben: Professor Dr. med. Hans Jochen Diesfeld, der bereits ab den 1970er Jahren die Heidelberger „Tropenmedizin“ Stück für Stück zum heutigen Institut für globale Gesundheit ausbaute, der Münchner Psychiater Dr. med. Dipl. Psych. Wolfgang Krahl, Vorsitzender des Internationalen Netzwerks zur Entwicklungszusammenarbeit im Bereich psychische Gesundheit e.V.(i.nez), Professor Dr. med. Dr. PH Timo Ulrichs, Professor für Not- und Katastrophenhilfe und Lehrstuhlinhaber für globale Gesundheit und Entwicklungszusammenarbeit an der Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin sowie Studienleiter und stellvertretender Direktor der Akademie, Dr. theol. Hendrik Meyer-Magister.
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