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Mobilfunk-Dilemma setzte Notruf außer Kraft

Vorstand der Ambulanten Krankenpflege: "Unhaltbarer Zustand“ - Für längere Zeit Provisorien

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Der mobile Mast beim Waldfriedhof steht vorübergehend. In diesem Bereich soll - wahrscheinlich rechts - ein 33 Meter hoher Mast errichtet werden.

Die schlechte Mobilfunk-Versorgung im D1-Netz der Deutschen Telekom hatte in Tutzing zeitweise kritische Folgen. Die Ambulante Krankenpflege hatte für einige Zeit Schwierigkeiten beim Hausnotruf von ihr betreuter Personen. Der Notruf erreicht per Festnetz eine Zentrale, in diesem Fall beim Bayerischen Roten Kreuz oder beim Malteser-Hilfsdienst. Die Ambulante Krankenpflege aber verfügt nur über D1-Anschlüsse und war deshalb in dieser Zeit nicht zu erreichen, wie ihr Geschäftsführer Armin Heil bestätigt hat.

Die Ambulante Krankenpflege hatte sich aus diesem Grund auch an die Gemeinde gewandt. Dies sei wirklich eine Notlage, kommentierte Bürgermeisterin Marlene Greinwald dieser Tage im Gemeinderat. Erkennbar verständnislos zeigte sich Dr. Thomas von Mitschke-Collande (CSU), der auch Vorstandsmitglied der Ambulanten Krankenpflege ist. "So etwas im Jahr 2019 - das ist ein unhaltbarer Zustand“, sagte er. Seit das Unternehmen „Deutsche Funkturm“ beim Waldfriedhof für die Deutsche Telekom einen mobilen Mastwagen aufgestellt hat, funktioniert der Notruf laut Heil wieder.

"Sehr, sehr viele Beschwerden"

Das Mobilfunknetz der Deutschen Telekom wird in Tutzing noch für längere Zeit mit provisorischen Anlagen auskommen müssen, wie in der Gemeinderatssitzung deutlich geworden ist. Mit dem mobilen Mastwagen beim Waldfriedhof hat sich die Versorgung in Teilen des Ortes, aber längst nicht überall verbessert. Bei der Gemeinde kämen nach wie vor „sehr, sehr viele Beschwerden“ über Probleme mit dem D1-Netz an, so gerade auch aus der Wirtschaft, sagte Bürgermeisterin Greinwald. Eine weitere Verbesserung soll ein knapp 33 Meter hoher mobiler Sendemast bringen, der auf Kirchengrund gegenüber dem Waldfriedhof vorgesehen ist. Auch dies wird aber keine endgültige Lösung sein.

Im Gemeinderat war von einem „provisorischen Provisorium“ die Rede, das zunächst bis Ende 2022 das Mobilfunknetz der Gemeinde Tutzing sichern soll. Wo dieser Mast genau errichtet werden kann, das hängt noch von Verhandlungen mit dem Grundeigentümer ab. Das betreffende Grundstück befindet sich im planungsrechtlichen Außenbereich und im Landschaftsschutzgebiet. Alternativ käme ein der Gemeinde gehörendes Grundstück neben dem Waldfriedhof in Frage. Beide Standorte werden nun nach einem Beschluss des Gemeinderats in ein Änderungsverfahren des Flächennutzungsplans für Mobilfunk-Konzentrationsflächen eingearbeitet.

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D1-Netz wird in Tutzing wohl noch für Monate nur eingeschränkt nutzbar sein

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Der endgültige Mast könnte so ähnlich aussehen wie der in Bernried. © L.G.

Mit einer sehr schnellen Verbesserung der Mobilfunkversorgung ist aber dennoch nicht zu rechnen: Das „provisorische Provisorium“ wird wohl erst Anfang nächsten Jahres in Betrieb gehen, wie Bürgermeisterin Greinwald erwartet. Bis dahin wird die D1-Mobilfunkversorgung in Tutzing also eingeschränkt bleiben.

Dauerhaft ist eine Rückkehr der Mobilfunkanlage in die Bahnhofstraße vorgesehen, wo sie Anfang Juni wegen eines Gebäude-Abbruchs weichen musste. Manche Gemeinderäte halten aber einen Standort in Nähe des Waldfriedhofs - möglichst weit von der Bebauung entfernt - auch langfristig für sinnvoller. Darüber, sagte die Bürgermeisterin, könne man noch ausführlich diskutieren. Ein Funkturm in diesem Bereich würde dann nach ihrer Einschätzung wohl 40 bis 50 Meter hoch. Sie zog einen Vergleich mit dem weithin sichtbaren Mobilfunkstandort in Bernried.

Beim künftigen Mobilfunkstandard 5G, sagte Greinwald, werde die Situation ohnehin ganz anders sein. Ob 5G gefährlich sei oder nicht, das werde auf einer höheren politischen Ebene zu klären sein. „Uns ist klar, dass die Bürger hier sehr gespalten sind“, fügte die Bürgermeisterin unter Hinweis auf verbreitete Sorgen wegen Strahlenbelastungen und gleichzeitig allseits gewünschten guten Mobilfunk-Empfang hinzu.

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Quelle Titelbild: L.G.
ID: 2088
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