Energie
13.10.2022
Von vorOrt.news

Geballtes Interesse an Solarmodulen

Tutzinger Initiative sammelt Wünsche für Gemeinschaftsbestellung - Viele Informationen zur Energiewende

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Eine Bündelung des Interesses in Tutzing an Photovoltaik-Anlagen hält Joachim Nell (rechts) für sinnvoll, wie er gestern Abend im Rathaus sagte © L.G.

Es ist eine energiegeladene Zeit in Tutzing und Umgebung, könnte man sagen: Lauter Informationsveranstaltungen zum Thema Energiewende finden statt. Am Freitag voriger Woche wurden bei einem „Sanierungsrundgang“ Beispiele verschiedener Lösungen für energetische Sanierungen und Heizungssysteme vorgestellt. Am Montag gab es im Tutzinger Rathaus eine Präsentation zum Thema Solarenergie – mit einem klaren Ziel: Interessensbekundungen für Solarmodule sollen gesammelt werden, damit es in Tutzing zu einer gemeinschaftlichen Bestellung kommen kann. Und heute, am Donnerstag geht es in Bernried weiter: Dort findet um 18 Uhr im Sommerkeller ein Informationsabend statt. Thema: „Energiewechsel – wie macht man das?“ Energiewechsel: Wie macht man das?

Immer konkreter werden in Tutzing die Maßnahmen beim Ausbau der Photovoltaik. Das betrifft zum einen die vom Energiewendeverein initiierte Aktion 100 Balkonkraftwerke: Ziel: 100 Balkonkraftwerke in Tutzing Sie soll schon Ende dieser Woche starten. Voraussichtlich von Samstag dieser Woche, dem 15. Oktober an sollen die Solarmodule bestellt und von Freitag, dem 21. Oktober an abgeholt werden können. Zum anderen soll es auch für Photovoltaik auf Tutzinger Dächern eine Gemeinschaftslösung geben. Das hat der Solar-Experte Joachim Nell am Montag in der Infoveranstaltung angekündigt.

Tutzinger Arbeitsgruppe will für Solarenergie sorgen - "Straßenzug für Straßenzug"

Das Interesse gerade an kleinen Photovoltaik-Anlagen ist zurzeit sehr groß, wie Nell berichtete. Aber wer bei Anbietern solcher Module anfrage, erhalte meist eine abschlägige Antwort – nach dem Motto: Kleine Anlagen lohnen uns nicht. Deshalb will eine Arbeitsgruppe der Initiative „Tutzing klimaneutral 2035“ nun das Interesse möglichst vieler Menschen in Tutzing an Photovoltaik-Anlagen sammeln und bündeln. Meldungen können an E-Mail 2035@tutzing-klimaneutral.de gerichtet werden. Wenn auf diese Weise einige hundert oder sogar tausend Module zusammenkommen, werden Firmen eher zu Angeboten bereit sein, meinte Nell – vielleicht sogar zu einem günstigen Preis.

Nell hat schon recht klare Vorstellungen: Bis November sollen die Interessensbekunden gesammelt, anschließend Angebote eingeholt werden. Der Anbieter, auf den dann die Entscheidung fällt, soll möglichst im Frühjahr 2023 nach Tutzing kommen und die Installation der Solaranlagen „Straßenzug für Straßenzug“ umsetzen. Dabei sollen laut Nell auch lokale Fachfirmen eingebunden werden, von den Arbeiten auf dem Dach bis zur Elektrik.

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Deutliche Energieeinsparungen

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Eine zentrale Pelletanlage versorgt die drei "Pschorr-Häuser" am Beringerweg. Beim Sanierungsrundgang gab es detaillierte Informationen über die Funktionsweise. © L.G.

Die Häufung von Informationsveranstaltungen hat viel mit engagierten Menschen zu tun, die den Klimaschutz in ihren Wohnorten voranbringen möchten. In Tutzing sind es die Initiative „Tutzing klimaneutral 2035“ und die neu belebte Ortsgruppe des Energiewendevereins, in Bernried ist es der „Arbeitskreis Energie“, eine unabhängige, parteiübergreifende Gruppierung.

Beim Sanierungsrundgang am Freitag spannte sich der Bogen der vorgestellten Lösungen weit: von einer Pelletanlage, die alle drei „Pschorr-Häuser“ am Beringerweg versorgt, bis zu einer Sole-Wasser-Wärmepumpe, deren Strom eine Solaranlage liefern soll. Dabei werden so genannte Erdwärme-Körbe eingesetzt, das sind spezielle oberflächennahe Erdkollektoren. Die Sole-Wasserpumpe soll fast 60 Meter tief ins Erdreich gelegt werden, wo die Temperatur recht konstant ist. Erdwärmepumpen können deshalb selbst dann, wenn es oben vereist ist, effizient arbeiten.

Wie deutlich man Energie sparen kann, das demonstrierte der Tutzinger Architekt Wenzel Bauer am Freitag am Beispiel seines Hauses an der Herzogstandstraße eindrucksvoll: Vor der Sanierung des Gebäudes betrug der Energieverbrauch nach seinen Angaben 33 000 Kilowattstunden im Jahr, nach Sanierung und einer Erweiterung seien es nur noch 12 000 Kilowattstunden jährlich. Die Einsparung führt er im wesentlichen auf die Technik zurück. Bei den Maßnahmen ging es aber nicht nur um die Energie, sondern auch um die Altersgerechtigkeit und den Einbruchschutz.

"Die Heizung hat die meiste Energie für sich selbst verbraucht"

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Wenzel Bauer erläuterte den Energiemanagerinnen der Gemeinde Tutzing, Ilona Berg (links) und des Landkreises Starnberg, Josefine Anderer vor dem Kaminofen im Wohnzimmer seines Hauses das Energiekonzept

„Die Heizung hat die meiste Energie für sich selbst verbraucht“, erzählte Bauer. Sie sollte am besten dort stehen, wo beheizt werden soll, meinte er. Deshalb hat er sie vom Keller ins Obergeschoss verlegt. Viele weitere Maßnahmen kamen hinzu, so bei der Gebäudehülle: Die Außenwände verfügen über Vollwärmeschutz mit 14 Zentimetern Gesamtstärke, die Fenster über Dreifachverglasung. „Je besser ein Haus gedämmt ist, umso wichtiger ist es, das Augenmerk auf Wärmebrücken zu legen“, sagte Bauer. Solche gebe es nun nicht mehr.

Heizungswasser und Brauchwasser werden über Wärmetauscher aus Pufferspeichern mit 1500 Litern Inhalt innerhalb des beheizten Gebäudebereichs erwärmt. Dazu dient zum einen ein thermische Solaranlage mit 15 Quadratmetern Aperturfläche – das ist die Fläche, über die Sonnenlicht in das Innere des Solarkollektors gelangen kann. Die Anlage ist zu 45 Grad aufgeständert und nach Süden ausgerichtet. Im Wohnzimmer befindet sich ein Wasser führender holzbefeuerter Kaminofen. Den Holzverbrauch schätzt er auf vier bis fünf Ster im Jahr. Schließlich ist in die Pufferspeicher ein Gasbrennwertgerät integriert, mit dem die Mindestwassermenge erwärmt wird.

Außerdem wurde eine Be- und Entlüftungsanlage installiert, mit Wärmerückgewinnung und Fernsteuerung. Die Installation sei mit viel Dreck verbunden gewesen, berichtete Bauer, was seiner Frau überhaupt nicht gefallen habe. Die aktuellen Preissteigerungen treffen ihn mit einer Erhöhung um 157 Prozent. Bis Ende September betrugen die Abschlagszahlungen 86 Euro monatlich, seit dem 1. Oktober sind es 221 Euro im Monat.

Photovoltaik lohnt sich besonders bei Eigenverbrauch

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Bei den Balkonkraftwerken befindet sich die Energiegenossenschaft Fünfseeland, mit der der Energiewendeverein zusammenarbeitet, derzeit in den letzten Preisverhandlungen. Eine Internetseite zur Bestellung der Kraftwerke soll bald freigeschaltet werden. Ein optimales Lager für die Paletten gibt es aber noch immer nicht. Die Initiatoren wären für Tipps oder Angebote dankbar. An den nächsten drei Samstagen wollen sie auf dem Tutzinger Wochenmarkt für Informationen bereitstehen. Weitere Helfer sind ihnen willkommen. Es gibt eine Doodle-Liste, auf der Eintragungen möglich sind: https://doodle.com/meeting/participate/id/e0Vx6G5b

Nell gab sich sicher, dass sich das alles auch finanziell lohnt. Besonders bei Eigenverbrauch, denn die stark gestiegenen Strompreise – bis 40 Cent je Kilowattstunde, bei Neuverträgen sogar deutlich mehr - könnten die Nutzer sparen, während sie bei einer Einspeisung ins Netz nur 8 bis 13 Cent erhielten. Erleichterungen gibt es demnächst auch bei den Steuern. Dann muss für eine Photovoltaik-Anlage mit bis 30 Kilowatt Leistung keine Einkommensteuer mehr auf den Ertrag gezahlt werden. Auch bei der Umsatzsteuer wurden Befreiungen beschlossen.

Je nach Ausgestaltung – so etwa mit oder ohne Batteriespeicher – kann die Zeit bis zum „Rückfluss“ des Investments nach Nells Worten sechs bis zwölf Jahre dauern. Die Arbeitsgruppe von „Tutzing klimaneutral 2035“ bietet laut Nell allen in Tutzing Simulationen ihrer Dachbelegungen mit Fotovoltaik und Beratung an, so auch bei den bürokratischen Arbeiten, etwa den nötigen Anmeldungen bei der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber.

Beim Sanerungsrundgang gab es noch einen weiteren Vorschlag für Bündelungen. Josefine Anderer, die Klimaschutzmanagerin des Landkreises Starnberg, regte eine Zusammenarbeit von Nachbarn beim Thema Energie an. So könnten interessante Lösungen für bestimmte Quartiere oder Straßenzüge gefunden werden.

Tutzing klimaneutral 2035:
https://www.tutzing-klimaneutral.de

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Kommentare

Die Balkonkraftwerke sind auf dem Weg und kommen nächste Woche in Tutzing an. Wer jetzt bestellt und gleich bezahlt, kann sie nächstes Wochenende schon in Tutzing abholen. Auch Lieferungen inkl. Montage sind (gegen Aufpreis) möglich.
Alles Weitere unter:
https://energiegenossenschaft-fünfseenland.de/mini-kraftwerk-bestellung/
Wer noch Fragen hat: Wir stehen auch morgen (Samstag, 22.10.2022) wieder von ca. 9:00 Uhr – 12:00 Uhr beim Wochenmarkt / vor dem Rathaus in Tutzing.
Jeder und jede kann nun seinen Beitrag zur Energiewende in Tutzing und Umgebung sowie zur Energieversorgung in unserem Land beitragen.

Am Samstag, den 15.10. sind kann man ein Balkonkraftwerk in Augenschein nehmen. Die Freischaltung der Homepage verzögert sich leider auf nächste Woche. Am Stand vor dem Rathaus liegt eine Liste aus. Wer sich einträgt, wird sofort informiert, wenn die Module online bestellt werden können.
(Bearbeitet)
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