Verkehr
25.10.2017
Von Lorenz Goslich

Verdeckte Messgeräte statt Tempo 30

Kein Tempo 30 gibt es in der Bahnhofstraße, dafür verdeckte Messgeräte. Das wurde am Mittwoch im Rathaus beschlossen. Eventuell gibt es eine Testphase mit Tempo 30. Mitglieder einer Initiative „Rettet die Bahnhofstraße“ zeigten sich enttäuscht - auch wegen der Bräuhausstraße.

Im Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats haben die von der Initiative vorgebrachten Forderungen nach Verkehrsberuhigung in der Bahnhof- und der Bräuhausstraße zu intensiven Diskussionen geführt. Zahlreiche Anwohner dieser Gegend waren zu der Sitzung gekommen. Mehrere von ihnen wollten zwischendurch das Wort ergreifen, einer wollte sogar einen Antrag stellen. Einer durfte kurz etwas sagen, die übrigen Wortmeldungen aus dem Publikum unterband die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg.

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Viele Zuhörer ohne Rederecht: Blick in den Ausschuss am Mittwoch © L.G.
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Meinungen bei Tempo 30 gespalten

Die Initiative der Anwohner setzt sich wegen stetig zunehmender Verkehrsbelastungen dafür ein, die Einbahnstraßen-Regelung in der Bräuhausstraße aufzuheben, sie also sofort wieder für den Verkehr in beiden Richtungen zu öffnen, und die Straße so bald wie möglich auszubauen. Für die Bahnhofstraße wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 gefordert, ebenso ein Rückbau der Straße.

Bei den Ausschussmitgliedern wogten die Meinungen gerade pro und contra Tempo 30 hin und her. Für die Bräuhausstraße sollen zusammen mit dem Verkehrsplaner Benjamin Neudert Möglichkeiten der Entschärfung geprüft werden. Dazu gehört auch die Möglichkeit einer Verkehrsumleitung. Eine solche wird ohnehin während der Sanierung der Hauptstraße notwendig werden.

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Bahnhofstraße neben dem Gewerbekomplex © L.G.

Bräuhausstraße: Zunächst bleibt es bei der Einbahnregelung

Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) regte an, eine Umleitung vorzuziehen. Marlene Greinwald, die Bürgermeisterkandidatin der Freien Wähler, gab aber zu bedenken, dass Umleitungen in Tutzing sehr kompliziert seien. Weitere Verkehrszunahme wird mit den Neubauten auf dem ehemaligen Roche-Gelände erwartet, die trotz anderer Ankündigungen nach wie vor auf sich warten lassen.

Zunächst bleibt es nun bei der Einbahnstraßenregelung in der Bräuhausstraße. Nach Prüfungen der verschiedenen Möglichkeiten soll die Diskussion in der nächsten oder übernächsten Sitzung des Ausschusses fortgesetzt werden, sagte Bürgermeisterin Dörrenberg. Die nächste Sitzung ist für den 28. November, die übernächste für den 20. Dezember 2017 angesetzt.

Bahnhofstraße: Messungen bergab haben nicht funktioniert

Auch zu Tempo 30 für die Bahnhofstraße konnten sich die Ausschussmitglieder nach kontroversen Diskussionen nicht durchringen. Martin Pulfer (ödp) schlug eine Testphase mit Tempo 30 vor. Eine solche Möglichkeit soll nach Dörrenbergs Angaben geprüft werden. Peter Stich (CSU) verwies darauf, dass die Bahnhofstraße in Zusammenhang mit der Sanierung der Hauptstraße ohnehin neu bewertet werden müsse.

Beschlossen wurde, dass es bei der bisherigen Regelung - also 50 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit in der Bahnhofstraße - bleibt. Dörrenberg machte aber einen Vorschlag, der allgemein befürwortet wurde: In der Bahnhofstraße sollen „verdeckte Messgeräte“ aufgestellt werden, die die Gemeinde über den Zweckverband Kommunale Verkehrssicherheit Oberland besorgen kann. Etwa bis Weihnachten soll mit ihrer Hilfe festgestellt werden, wie schnell in der Straße gefahren wird. Frühere Messungen hatten nur bergauf funktioniert, berichtete Tina Tamschick, die in der Gemeinde für Straßenverkehr zuständig ist. Mit dem Vorschlag verdeckter Messungen versuchte Bürgermeisterin Dörrenberg ihren Ausschusskollegen nach all den Diskussionen eine "goldene Brücke" zu bauen - mit Erfolg.

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 73
Über den Autor
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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