Die Gemeinde Tutzing hat die Entscheidung der VR-Bank, den Traubinger Geldautomaten abzubauen, "außerordentlich" bedauert. Auch in Kommentaren auf voOrt.news wird immer mehr Kritik an dieser Maßnahme geäußert. Manche vermuten sogar, sie diene dem Ziel, das Bargeld abzuschaffen und letztlich die Gebühren zu erhöhen (siehe unten auf dieser Seite).
Für die Gemeinde Tutzing ist der geplante Abbau des Geldautomaten ein weiterer Infrastrukturverlust für Traubing. Sie weist darauf hin, dass erst im Jahr 2018 etwa 10 000 Euro für den nochmaligen Umbau im Buttlerhof investiert worden seien, um den Erhalt zu sichern. Tutzings Bürgermeister Ludwig Horn habe sich lange und intensiv um einen Erhalt des Geldautomaten bemüht, berichtet die Gemeinde - „letztendlich leider vergebens“. Die VR-Bank halte an ihrem Vorhaben fest, das sie unter anderem mit Sprenggefahr, unwirtschaftlichen Nachrüstkosten und künftiger Anforderung der Barrierefreiheit begründe.
Den von der VR-Bank vorgebrachten Hinweis auf die Sicherheit bezeichnet ein Kommentator als vorgeschobenes "Märchen". Ein anderer erinnert an Maßnahmen, mit denen Geldscheine unbrauchbar gemacht werden, falls ein Automat aufgebrochen wird. Solche Vorkehrungen sind beispielsweise von Sparkassen bekannt: Sie rüsten ihrer Geldautomaten mit zusätzlichen Farbpatronen aus, die die Banknoten bei einer Sprengung einfärben und damit unbrauchbar machen. Auch nächtliche Bewachungen durch Sicherheitsunternehmen sind bekannt.
Kostenfreie Bargeldlieferung bis 500 Euro nach Hause
Die VR-Bank hatte als Ersatz einen kostenlosen Bargeldservice zu den Öffnungszeiten ihrer Tutzinger Filiale angekündigt. Wie dies konkret ablaufen soll, war in dieser Mitteilung nicht zu erkennen. Die Gemeinde erläutert dies nun. Danach sollen sich die Kunden der VR-Bank bis auf Weiteres kostenfrei Summen von bis zu 500 Euro nach Hause zustellen lassen können.
"Abfederung der mit dem Abbau verbundenen Härten"
Diese Vereinbarung konnten nach der Mitteilung der Gemeinde Bürgermeister Horn und Peter Scheifele erzielen. Der erfahrene Verwaltungsbeamte Scheifele, der in Traubing wohnt, hatte sich bereits 2018 nachdrücklich für den Geldautomaten eingesetzt. In den vergangenen Wochen hatte er sich in dieser Sache wieder engagiert. Der Bargeldservice wird als Abfederung der mit dem Abbau verbundenen Härten bezeichnet. Die ausgehandelte Lösung biete gerade für die Zielgruppe älterer oder mobilitätseingeschränkter Traubingerinnen und Traubinger eine kostenfreie Alternative zum Geldautomaten.
Crowdfunding für einen Lebensmittelcontainer
Die Gemeinde weist in ihrer Mitteilung auch darauf hin, dass sich die VR-Bank am Crowdfunding für einen Lebensmittelcontainer beteilige, um neue Infrastruktur in Traubing zu unterstützen. Ausdrücklich erklärt die Gemeinde, dass sich die VR-Bank mit ihrem Handeln „im rechtlichen Rahmen“ bewege. Weitere Vereinbarungen habe die Gemeinde mit der VR-Bank nicht treffen können. „Trotz der Umstände“ betont die Gemeinde, sie arbeite partnerschaftlich mit der VR-Bank zusammen.
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Comments
Jeder greift zur „Karte“ aber spätestens - wenn es mal kein Bargeld mehr geben „sollte“ - weiss er dann - was er damit angerichtet hat….
Ich bin äußerst verärgert über die Pläne der VR-Bank den einzigen Geldautomaten in Traubing abzubauen. Nach der Schließung der letzten Bank (VR-Bank) in Traubing habe ich mich als amtierende Bürgermeisterin für diesen Geldautomaten eingesetzt. Ich konnte zusammen mit meinen Mitstreitern die damals Verantwortlichen von der Dringlichkeit überzeugen. Als Gemeinde haben wir im Vertrauen auf die langfristige Aufstellung eines Automaten den Eingang des Buttlerhofes angeboten und die nicht unerheblichen Kosten für den Einbau übernommen. Wir konnten nicht davon ausgehen, dass bereits nach so kurzer Zeit, die alten Pläne Traubing endgültig "Bank-und Bargeldlos" zurückzulassen , wieder aufleben. Ich finde dieses Vorgehen den Bürgern des größten Ortsteils unserer Gemeinde gegenüber respektlos und unzumutbar. Daher mein dringender Appell an die Verantwortlichen der VR-Bank:
LASSEN SIE DEN GELDAUTOMATEN IN TRAUBING WEITER UND WIRKLICH LANGFRISTIG BESTEHEN!!
Unabhängig von staatlichen Interessen oder Desinteresse, gibt ja auch noch die Rentabilitätsrechnungen des privatwirtschaftlichen Bankensektors.
Bargeld in Umlauf zu bringen und im Umlauf zu halten ist aufwendig & teuer; Gebühren kann man dabei nur selten abrechnen.
Bei Karten- oder APP-Käufen kann man jedoch bei jeder noch so kleinen, alltäglichen Transaktion mitverdienen.
Geraten dann stattdessen die Geldüberbringer (Menschen) ins Visier der Kriminellen? Wäre das besser?
Oder will man durch die Blume dem Bargeldverkehr noch weiter an den Kragen. Vor 20 Jahren hieß es, um die Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen, dann gegen die Organisierte Kriminalität, dann gegen Geldwäsche, Schwarzarbeit ... und nun also ein paar Kriminelle, die Geldautomaten sprengen.
Am Ende nur noch Apple Pay, Pay Pal & Co.?
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese individuellen Bargeldlieferungen dauerhaft für normale Kunden bezahlbar bleiben?
Ich sehe das als nettes Bonbon für eine Übergangszeit, um dann später mit Verweis auf die Kosten an der Gebührenschraube zu drehen.
Hieß es nicht immer, dass die Geldscheine mit spezieller Farbe unbrauchbar gemacht würden, sobald ein Geldautomat gewaltsam aufgebrochen wird? Oder wäre dies nicht eine wirklich sinnvolle Anwendung für AI (~KI) hinter den Überwachungskameras? Maskierte Menschen mit einschlägigen Werkzeugen = sofortiger Alarm, Schließung des Automatenraums + Polizeieinsatz?
Gibt es tatsächlich - gerade auf dem Land - keine ernsthaften Alternativen zum Abbau der Geldautomaten?