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Klausurtagung soll Klärung bringen

Kommandant drängt auf baldige Lösung fürs Tutzinger Feuerwehrhaus - Oskar-Schüler-Straße oder Hartplatz?

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"Unter diesen Umständen nicht vertretbar": Beurteilung des Tutzinger Feuerwehrhauses im Feuerwehrbedarfsplan 2020 © L.G.

Undichte Fenster, Feuchtigkeit im Keller, Wassereintritt: Mit solchen Beispielen hat Kommandant Christoph Knobloch kürzlich auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Tutzing den Zustand des alten Tutzinger Feuerwehrhauses in der Oskar-Schüler-Straße beschrieben. „Glücklicherweise ist bei Unwettern die Feuerwehr im Dienst und kann sich selbst helfen“, witzelte er. Doch zum Lachen war Knobloch und den anderen Mitgliedern der Feuerwehr bei diesem Thema nicht zumute. Sie drängen energisch auf eine Lösung für das Feuerwehrhaus, denn in Sicherheitsmängeln in der derzeitigen Anlage sehen sie erhebliche Gefahren für die Gesundheit der Feuerwehrangehörigen.

Schon seit vielen Jahren weisen sie auf die Probleme hin – aber sie haben das Gefühl, dass trotz aller möglichen vorbereitenden Maßnahmen nicht wirklich etwas vorangeht. Die Kommunale Unfallversicherung sei zu der Schlussfolgerung gelangt, dass die verbindlichen Anforderungen der gesetzlichen Unfallversicherung im bestehenden Gebäude ohne zusätzliche Maßnahmen nicht eingehalten werden könnten. „Das Feuerwehrhaus ist unter diesen Umständen nicht vertretbar“: An dieses Zitat aus dem Feuerwehrbedarfsplan 2020 erinnerte Knobloch, und er stellte ernüchtert fest: „Daran hat sich leider noch nichts geändert.“

Große Erwartungen werden nun mit einer Klausurtagung des Gemeinderats verbunden, die im März stattfinden soll. Von den Ergebnissen einer so genannten Machbarkeitsstudie erhoffen sich die Kommunalpolitiker und die Führungskräfte der Feuerwehr entscheidende Hinweise.

Vor Jahren schien die Beibehaltung des bisherigen Standorts eigentlich schon klar

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Ein kompletter Neubau des Feuerwehrhauses auf dem "Hartplatz" oberhalb des Würmseestadions ist eine von drei Varianten © L.G.

Drei Varianten stehen nach Knoblochs Angaben nach wie vor für das Feuerwehrhaus zur Debatte:
• Variante 1 – vollständiger Neubau des Feuerwehrhauses am derzeitigen Standort
• Variante 2 – Abriss „Altes“ Haus, Ertüchtigung „Neues“ Haus am derzeitigen Standort
• Variante 3 – Neubau des Feuerwehrhauses am Hartplatz

Dabei schien schon vor Jahren eine Beibehaltung des bisherigen Standorts klar. Im Februar 2021 sagte eine Vertreterin des für die Gemeinde tätigen Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München: „Man ist übereingekommen, dass der Standort bleibt.“ Tutzings Feuerwehrhaus wird nicht verlegt Doch dabei ist es offenkundig nicht geblieben. Nach Knoblochs Worten hat sich der Gemeinderat bisher doch noch nicht auf einen Standort festgelegt.

Für die Feuerwehr dagegen steht die optimale Lösung fest: Das Feuerwehrhaus sollte bleiben, wo es ist, nämlich an der Oskar-Schüler-Straße. Knobloch bekräftigte dies bei der Feuerwehr-Versammlung: „Seitens der Führungskräfte der Feuerwehr Tutzing wird der derzeitige Standort an der Oskar-Schüler-Straße aus einsatztaktischer Sicht ideal angesehen.“ Dies verdeutliche ein Blick auf die Einsatzkarte von 2024. Der Einsatzschwerpunkt liege im Ortszentrum und im Tutzinger Norden. Hinzu komme, dass die meisten Einsatzkräfte im Hauptort wohnen.

Im rechtskräftigen Bebauungsplan Nr. 78 „Ortszentrum Tutzing“, Teilbebauungsplan 20 „Feuerwehrhaus Tutzing“ vom 28. September 2021 ist als städtebauliches Ziel der Gemeinde sogar festgelegt, „den Belangen des Brand- und Katastrophenschutzes nachzukommen und den zentralen Standort der Feuerwehr langfristig funktionsfähig zu halten“, wie Knobloch berichtete.

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In der Klausurtagung soll der Gemeinderat eine "Grundausrichtung" finden

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Tutzings Bürgermeister Ludwig Horn ist selbst schon lange bei der Feuerwehr aktiv, die ihn bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr in luftige Höhen befördert hat. „Hätte ich das Geld auf der Bank, würde ich morgen mit dem Bau des Feuerwehrhauses anfangen", sagt er. © L.G.

„Ohne Zweifel ist das Feuerwehrhaus nicht funktionsfähig“, bestätigte Bürgermeister Ludwig Horn auf der Feuerwehr-Versammlung. Er hält es für „sehr gut möglich“, dass das Feuerwehrhaus in der Oskar-Schüler-Straße bleiben wird, wie er bei der Feuerwehr-Versammlung sagte. In der Klausurtagung des Gemeinderats hofft er eine Grundausrichtung zu finden – also eine Entscheidung darüber, welche der Varianten verfolgt werden soll. Er macht sich und den Feuerwehrlern aber nichts vor: Trotz all der Probleme dürfte es nicht allzu schnell gehen. Allein für das Bauleitverfahren sei mit drei bis fünf Jahren zu rechnen. Den Zeitraum vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung gab er „realistischerweise“ mit sechs bis zehn Jahren an.

Die in Arbeit befindliche Machbarkeitsstudie ist im vorigen Jahr nicht abgeschlossen worden. Knobloch hofft auf baldige verwertbare Ergebnisse. Von wesentlicher Bedeutung dürften auch für die Klausurtagung des Gemeinderats Kostenschätzungen für die einzelnen Varianten sein, die Teil der Studie sein sollen.

Kommandant Knobloch ließ bei der Feuerwehrversammlung und auch schon einige Tage zuvor bei einem Besuch im Gemeinderat nicht locker: „Wir appellieren an alle Entscheidungsträger innerhalb der Gemeinde, das Thema ‚Feuerwehrhaus‘ zu forcieren und notwendige Finanzmittel bereitzustellen“, sagte er - und er erinnerte die Tutzinger Kommunalpolitiker an ihre Verantwortung: Die Gemeinde als Trägerin der Feuerwehr sei für die sichere Gestaltung der baulichen und technischen Einrichtungen sowie die gesundheitsgerechten Bedingungen für die Feuerwehrangehörigen verantwortlich. Er forderte die Gemeinde auf, deutlich intensiver und schneller am Projekt „Feuerwehrhaus“ zu arbeiten. Zum Schutz der Feuerwehr-Angehörigen sei dringend ein Ersatzneubau oder eine Ertüchtigung des bisherigen Feuerwehrhauses notwendig, denn dessen jetziger Zustand sei nicht länger tragfähig.

Horn: „Hätte ich das Geld auf der Bank, würde ich morgen mit dem Bau des Feuerwehrhauses anfangen"

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Tutzings Feuerwehr-Kommandant Christoph Knobloch hält eine weitere Verschiebung des Themas Feuerwehrhaus nicht mehr für tragfähig © L.G.

Bürgermeister Horn versuchte trotz aller Schwierigkeiten Zuversicht zu verbreiten: „Wir haben es oben auf der Tagesordnung“, rief er den Mitgliedern der Feuerwehr zu. „Wir packen es an“, versprach er, und er sagte: „Hätte ich das Geld auf der Bank, würde ich morgen mit dem Bau des Feuerwehrhauses anfangen."

Horn machte allerdings auch deutliche Vorbehalte in Hinblick auf die nicht gerade üppige Finanzsituation der Gemeinde Tutzing. Um zu unterstreichen, was da alles zu bezahlen ist, zählte er einige Beispiele teurer Maßnahmen auf, mit denen die Gemeinde Tutzing zurzeit zu kämpfen hat. Allein die Sanierung der Mittelschule soll 25 Millionen Euro kosten, die Gemeinde erwartet einen Eigenanteil von 10 bis 11 Millionen Euro. Bis zur Erneuerung der Wasserleitungen spannt sich der Bogen. Eine 50 Meter lange Strecke unter dem Fischergassl wird laut Horn 70 000 Euro kosten. Zur Aufbesserung der kommunalen Finanzen sei im Gemeinderat mit der Erhöhung des Gewerbesteuer-Hebesatzes ein wichtiger Schritt gemacht worden, sagte der Bürgermeister. Das sei allerdings ein Schritt auf einem schmalen Grat, denn es sei nicht auszuschließen, dass aus diesem Grund Unternehmen Tutzing verlassen würden.

Knobloch zeigte verhalten Verständnis. „Uns ist bewusst, dass die derzeitige Finanzsituation wenig Spielraum lässt“, sagte der Kommandant. Dennoch sei die sichere Unterbringung eine kommunale Pflichtaufgabe nach dem Bayerischen Feuerwehrgesetz und den einschlägigen Unfallverhütungsvorschriften: „Eine weitere Verschiebung des Themas in die Zukunft ist nicht länger tragfähig.“

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