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Keller-Überflutungen wären oft vermeidbar

205 Einsätze der Tutzinger Feuerwehr 2024 – davon allein 48 beim Unwetter

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Hochwasser in Traubing im Mai vorigen Jahres © L.G.

Viele Unwettereinsätze wie „Keller und Wasser“ wären vermeidbar. Das erklärt im Jahresbericht der Freiwilligen Feuerwehr Tutzing der Kommandant Christoph Knobloch. Mit Vorsorge könnte die Bevölkerung nach seiner Überzeugung oft vorbeugen – so zum Beispiel durch Abdichtung, Hochwasserschutz und eigene Pumpen. „Bei den Unwetterlagen bestand die größte Arbeit damit, Einsatzstellen zu erkunden und die Bürgerinnen und Bürger darüber aufzuklären, dass die Feuerwehr für das Aufwischen im Keller nicht zuständig ist“, bemerkt der Kommandant im Jahresbericht. Geholfen habe die Feuerwehr bei stark überfluteten Kellern.

Der Dauerregen hat Ende Mai und Anfang Juni vergangenen Jahres 48 Einsätze der Tutzinger Feuerwehr erfordert. Während der Unwetterserie gab es auch kritische Einsätze. So versank auf einer Wiese ein Pkw, der mit einem Traktor geborgen wurde. Am ersten Unwetterwochenende startete Bürgermeister Ludwig Horn einen Aufruf an die Bevölkerung für eine Sandsackfüllaktion, deren Koordination die Feuerwehr übernahm. In Tutzing und Traubing nicht benötigte Sandsäcke wurden in den darauffolgenden Tagen an die Gemeinden Herrsching und Starnberg geliefert.

Insgesamt hat die Tutzinger Feuerwehr im vorigen Jahr 205 Einsätze bewältigt. In den vergangenen 20 Jahren hat es nach Knoblochs Angaben keine höhere Einsatzzahl gegeben: „Insofern ist die Überschreitung der 200-Marke etwas Besonderes.“ 2017 war die Einsatzzahl knapp niedriger gewesen. Den Jahresmittelwert nannte Knobloch mit etwa 142 Einsätzen.

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In einer Wiese versunken ist dieser Pkw © Freiwillige Feuerwehr Tutzing, Jahresbericht 2025
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Verkehrsunfall mit mehreren verletzten Personen im Januar 2025 auf der Bundesstraße 2 © Freiwillige Feuerwehr Tutzing, Jahresbericht 2025

Die Gründe für die Einsätze waren vielfältig. In der Statistik stehen 38 Brände, 139 technische Hilfsleistungen, neun Rettungen und sieben „ABC-Einsätze“ mit Gefahrstoffen. Über zahlreiche Fälle berichtet Knobloch detailliert. Die Mitglieder der Tutzinger Feuerwehr hatten es mit Verkehrsunfällen ebenso zu tun wie mit Notfällen auf dem Wasser oder Ölfilmen auf Bächen und auf dem Starnberger See. Anfang April wurde auf der Bahnstrecke beim Pfaffenberg in Tutzing eine Person von einem Zug überrollt und der Fuß abgetrennt – eine vorsätzliche Tat.

„Ob im Aufzug, im Fahrzeug oder in der Wohnung: „Eingeschlossene Personen tragen zu dem hohen Einsatzaufkommen bei“, so Knobloch. Oft wird nach seinen Worten die Feuerwehr gerufen, weil der für den Aufzug zuständige Sicherheitsdienst nicht erreichbar oder nicht in angemessener Zeit vor Ort sei. Die Feuerwehr rücke dann als „Nothausmeister“ aus. Ähnlich sei es bei Wohnungsöffnungen, wenn die über Hausnotruf alarmierten Zuständigen nicht in angemessener Zeit eintreffen. „In fast allen Fällen kommen wir gewaltfrei in die Wohnung und Aufzüge um den Personen zu helfen“, so Knobloch. Manchmal klappe das aber nicht.

Immer öfter wird die Tutzinger Feuerwehr zu Rettungsdienststichworte aufgrund fehlender First-Responder oder Helfer-vor-Ort-Einheiten alarmiert, wie Knobloch berichtete. Lange Anfahrtswege der Rettungswägen zwingen die Disponenten nach seinen Worten, die Feuerwehren als „Ersthelfer“ anzufordern. Im Berichtsjahr gab es fünf entsprechende Einsätze.

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Ein Dackel ist in Bernried in ein offenes Silo gestürzt - die Tutzinger Feuerwehr war zur Stelle © Freiwillige Feuerwehr Tutzing, Jahresbericht 2025

Weitere Einsätze der Feuerwehr, die im Jahresbericht aufgeführt sind:
Ein Dackel stürzte in Bernried in ein offenes Silo.
Am Parkplatz der Staatsstraße 2063 an der Landkreisgrenze wurde ein im PKW befindlicher Mann mit Suizid gemeldet. Ein beherztes Klopfen an die Scheibe weckte ihn auf.
Ein Einjähriger brach aus seinem Laufstall aus, seine Mutter war auf dem Balkon ausgesperrt. Nackig sah das Kind, mit einem Schokonikolaus in der Hand, der Feuerwehr bei der Öffnung der Balkontür zu.
Durch plötzlichen Kälteeinbruch im September verendeten an Land und am Wasser mehrere dutzende Schwalben. Als Amtshilfe für das Veterinäramt Starnberg sammelte die Feuerwehr in Feldafing auf der Wasserfläche 50 tote Tiere ein.
Gegenstände auf einem abgestellten Fahrrad am Bahnhof hatten sich entzündet und wurden abgelöscht.
Ein „riesiger“ Felsbrocken lag auf dem Fußweg im Kustermannpark. Zwei Feuerwehrler konnten die „massive“ Behinderung mit bloßer Muskelkraft entfernen.
Der Schienenfahrwagen aus dem Rüstwagen der Feuerwehr kam zur Getränkeversorgung von Fahrgästen eines Regionalzuges in Pöcking zum Einsatz, als ein Baum auf den fahrenden Zug gestürzt war.

Die Feuerwehr unterstützt auch immer wieder bei freiwilligen Tätigkeiten, so 2024:
Verkehrsabsicherung Palmprozession
Verkehrsabsicherung St.-Martinsumzug
Verkehrsabsicherung Fronleichnamsprozession
Verkehrsabsicherung und Anzünden der Feuerschalen am Volkstrauertag
Verkehrsabsicherung 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Traubing
Verkehrsabsicherung Veteranentag und Jubiläum
Auf- und Abhängen der Weihnachtsbeleuchtung – mit einem Augenmaß des Maschinisten

Ein Höhepunkt im wahrsten Sinn des Wortes war für die Freiwillige Feuerwehr Tutzing ihre Aktion am ersten Amtstag von Bürgermeister Ludwig Horn vor ziemlich genau einem Jahr: Mit der Drehleiter beförderte sie ihn hoch hinauf in Tutzings Lüfte. Das war einer der eher erfreulichen Einsätze.

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