
Das „Duo Fantasia“ hat seinen Namen aus gutem Grund. Auf klassischen Fantasie-Stücken haben die Pianistin Julia Ito und der Querflötist Utum Yang in Tutzing unter dieser Bezeichnung ein sehr individuelles musikalisches Konzept aufgebaut. Dass sie mit ihrer fantasievollen Vorgehensweise noch viel mehr Richtungen und darüber hinaus sehr persönlichen Entfaltungen Raum geben, haben sie nun eindrucksvoll mit einem „Klassenkonzert für Klavier & Flöte“ im Roncallihaus bewiesen.
Schon aus ihren unterschiedlichen, sich aber gegenseitig bestens ergänzenden instrumentalen Spezialitäten ergab sich ein sehr vielfältiges Programm, das mit seinem mannigfaltigen Wechselspiel von Flügel und Querflöte, von Solisten und Musikgruppen, von älterer und neuerer Musik bestach. Da konnte man sich gut vorstellen, welche Freiheiten bei der Auswahl der Stücke und bei der Suche nach Vorlieben das Lehrerpaar den jungen Leuten lässt. Bekannte Namen der klassischen Musik waren genauso vertreten wie ernste Kompositionen unserer Zeit, Popsongs genauso wie Soundtracks aus Filmen.
Gleich zu Beginn blitzte die Fantasie auf, als einige aus dem jungen Künstlerkreis, die noch ganz am Anfang stehen, ihr erstes Können zeigen durften - so Tayo Wilson mit „Der Kuckuck und der Esel“, gewissermaßen eine anschauliche Einführung in die These, die den Tieren beträchtlichen Einfluss auf die Musik der Menschen zuschreibt. Dazu passten kurz darauf auch „Alle meine Entchen“, die Leontine Freisler und Magdalena Aderhold mit ihren Flöten fast hörbar plätschern ließen. Später erweiterte Mira Paa dieses Duo zu einem Trio, das einfühlsam ein Wiegenlied aus Frankreich und ein Tanzlied aus Irland beisteuerte.


Die unterschiedlichsten musikalischen Gattungen fanden wie selbstverständlich zueinander

So vermittelte dieses Konzert mehr als viele andere Aufführungen einen Eindruck von der ganzen Fülle der reichhaltigen musikalischen Welt, weil wie selbstverständlich die unterschiedlichsten Gattungen zueinander fanden. Tristan Martin stand mit einer gelungenen Version von „Cry Baby“, einem Song aus der Serie „Tokyo Revengers“, gleichberechtigt neben der Ouvertüre aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ in einer brillanten Querflöten-Fassung mit Victoria Hinderer, Chika Sonoda, Utum Yang und Julia Ito. Verblüffend dynamisch ließ Frido Goslich Mozarts „Türkischen Marsch“ erklingen, und Tin Mechic trug harmonisch Celin Dions Welterfolg „My heart will go on“ aus dem Film „Titanic“ vor.
Genauso gut passten Midoriko Hondas ansprechend interpretierte Arie „Wie stark ist nicht dein Zauberton“ aus Mozarts „Zauberflöte“ oder eine sehr gefühlvolle Fassung der romantischen „Morgenstimmung“ von Edvard Grieg. Emilia Catuogno spielte einprägsam den melancholischen Song „Another Love“ des britischen Sängers Tom Odell, ein Flötenquartett beeindruckte mit Claude Debussys „Little Negro“. Lara Hermanns prickelnde Version der „Regentropfen“ von Chopin kam genauso vor wie ein Menuett von Johann Sebastian Bach, das Sebastian Gliwitzky ansprechend spielte.
Andreas Gliwitzky trug markant eine Sonate von Mozart vor, Franz Canis interpretierte stimmig „Misty Day“, ein Klavierstück des zeitgenössischen Komponisten Daniel Hellbach, der mit Kombinationen aus Pop, Rock, Jazz und Klassik einen besonderen Stil gefunden hat. Helena Koch konnte ihre bezaubernde Fassung von „Le Moulin“ von Yann Tiersen, einem Stück aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“, ebenso präsentieren wie Katharina Herde ihre überzeugende Interpretation der „Fantasie Pastorale hongroise“, eines von Franz Doppler komponierten Meisterwerks der Flötenmusik, wie Utum Yang bemerkte.
Die große Bedeutung vermeintlicher Kleinigkeiten
Erkennbar wollen Julia Ito und Utum Yang ihren Schülerinnen und Schülern helfen, ihren ganz persönlichen Stil zu entwickeln. Die Begeisterung, die sie wecken, ist förmlich mitreißend. Das war bei denen, die – manche erstmals – auf der Bühne auftraten, ebenso zu spüren wie beim Publikum, das den Saal im Roncallihaus füllte, den Darbietungen aufmerksam folgte und immer wieder regelrecht von den gezeigten Leistungen fasziniert zu sein schien.
Dabei spielte nicht allein das technische Können eine Rolle. Julia Ito und Utum Yang legen zudem großen Wert auf viele andere Attribute, die in Verbindung mit einwandfrei beherrschter Technik am jeweiligen Instrument erst wirklich gute Musik ausmachen: Gefühl für den Ausdruck, Emotion, Spannung und viel von der Fantasie, der sie sich selbst verschrieben haben, darüber hinaus aber gerade auch alle möglichen Kleinigkeiten, die bedeutsamer sind, als viele denken. Beispielsweise empfahlen sie den jungen Künstlern, dass sie nicht vergessen sollten, sich zu verbeugen. Und sie rieten ihnen, am Schluss etwa eines Klavierstücks, wenn sie die letzte Taste gerade angeschlagen haben, nicht sofort aufzuspringen, sondern ihre Hände ruhig liegen, den Ton ausklingen zu lassen, erst dann ruhig aufzustehen und sich zum Publikum zu wenden. Das sind, man merkte es den Vortragenden an, vermeintliche Details, aber wichtige Umgangsformen, die sich gemeinsam mit den jeweils vorgetragenen Stücken erst zur wahren Kunst summieren und vielleicht sogar, was Erfolge betrifft, die Spreu vom Weizen trennen.
Flötenclub
Für einen Flötenclub suchen Julia Ito und Utum Yang Interessierte und Mitwirkende. Neue Mitglieder sind stets herzlich willkommen. Unter Telefon 0176 70292209 ist Utum Yang erreichbar.
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