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"Abstrakt und mehr" verlängert

Die Ausstellung der Künstlergruppe KulturArt am See ist noch bis Ende April im Tutzinger Roncallihaus zu sehen

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Anregungen für die Phantasie der Betrachter: Einige der Beiträge im Obergeschoss des Roncallihauses

Die Ausstellung "Abstrakt und mehr" im Tutzinger Roncallihaus findet großes Interesse. Sie wird deshalb bis Ende April dieses Jahres verlängert. Am Sonntag, dem 19. März 2023 findet von 13 Uhr bis 15 Uhr eine Besichtigung statt, bei der die beteiligten Künstler anwesend sind.

22 Künstlerinnen udn Künstler der Tutzinger Gruppe "KulturArt am See" zeigen bei dieser Ausstellung ihre Werke. Besonders auffallend sei dabei eine beträchtliche künstlerische Bandbreite, sagte der Diplomingenieur, Maler und Philosoph Karlheinz Fuchs bei der gut besuchten Vernissage (vollständige Rede siehe weiter unten). Kontraste machen nach seiner Auffassung vielleicht den Reiz dieser Ausstellung aus.

Kuratorin und Organisatorin der Ausstellung ist Ilse Reiher, die "KulturArt am See" seit vielen Jahren koordiniert. Die Mitglieder der Künstlergruppe wollen die Phantasie der Betrachter mit der Abstraktheit ihrer Arbeiten anregen. Sie verweisen auf Wassily Kandinsky als Begründer der abstrakten Kunst: „Starke Zeichenlinien, die ausdrucksstarken Pinselstriche und kräftige Farben ist die von der gegenständlichen Darstellung losgelöste Malerei und Plastik, die sich in immer neuen Stilvariationen über die westliche Welt verbreitete.“ Die Gruppe möchte mit der aktuellen Präsentation auch an die Ausstellung “Der Weg in den Mikrokosmos der Farbe” anknüpfen, die sie zehn Jahre zuvor zeigte und bei der sich Musik und Malerei begegneten.

Die ausstellenden Künstlerinnen: Gerda Efrat, Irmgard Drieschner, Klaus Ehrlenspiel, Eric Gersdorf, Ina Hartwig, Bärbel Henschel, Mary Höck, Ute Kirchhof, Charlotte Lorenz, Uschi Merk, Karl Nassel, Gerlinde Otter, Christiane Rausch, Ilse Reiher, Willi Renner, Gudrun Schmitz-Agheguian, Ulrike Weihe, Richard Westermeier, Isolde Winkler, Monika Lucia Zistl, Wolfgang Sczyrba und Benedikt Spies.

Die Ausstellung „Abstrakt und mehr“ ist wochentags von 9 Uhr bis 12 Uhr und auf Anfrage bei Ilse Reiher auch zu anderen Zeiten zu sehen.

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Engagierte Künsterinnen und Künstler zeigen zurzeit im Tutzinger Roncallihaus interessante Arbeiten: Vordere Reihe von links Charlotte Lorenz, Gerda Efrat, Ilse Reiher, Christiane Rausch, Ute Kirchhof. Mittlere Reihe von links Willi Renner, Gudrun Schmitz-Agheguian, Monika Lucia Zistl, Uschi Merk, Irmgard Drieschner, Isolde Winkler. Hintere Reihe von links Gerlinde Otter, Richard Westermeier Ina Hartwig, MaryMacHoeck, Eric Gersdorf. Nicht auf dem Foto: Bärbel Henschel, Ulrike Weihe, Karl Nassel © Rita Niedermaier
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Karlheinz Fuchs: In der Kunst herrscht Freiheit und Vielfalt

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Nach welchen Kriterien soll der Betrachter urteilen? Karlheinz Fuchs (links) im Gespräch mit Willi Renner aus Traubing über dessen Beitrag zur Ausstellung © L.G.

Rede bei der Vernissage zur Ausstellung "Abstrakt und mehr"

Vor fünf Jahren hat bei einer Auktion in New York ein saudischer Prinz ein Bild für 450 Millionen Dollar ersteigert. Es ist damit das teuerste Bild der Welt. „Salvator Mundi“ ist das Bild betitelt. Es stammt angeblich von Leonardo da Vinci, angeblich! Wie auch immer, eine übereifrige Restauratorin hat es so geschönt, dass – wenn überhaupt – von Leonardo kaum mehr etwas zu ahnen ist. Wir sind uns wahrscheinlich einig darin, dass der Preis ganz allgemein wenig über den wirklichen Wert eines Werkes aussagt. Es ging beim Kauf auch nicht um Kunst, sondern das Prestigebedürfnis des Prinzen.

Ich will die Frage, was ist Kunst, um die es heute unter anderem auch geht, noch mit einer anderen Geschichte beleuchten: 1972 hat der damals noch völlig unbekannte Andy Warhol zum ersten Mal in Europa ausgestellt und Gunter Sachs hat dies in Hamburg organisiert. Gegen Ende der Ausstellung hatte Warhol leider kein einziges Bild verkauft. Da klebte Gunter Sachs auf jedes dritte Bild einen roten Punkt. Die Tatsache, dass ein Nobody so viele Bilder verkauft hatte, war eine Sensation, Warhol war plötzlich ein Star. Sein Name stand jetzt für Qualität, in diesem Fall sogar zurecht. Nebenbei: Für den klugen Gunter Sachs lag nach wenigen Jahren die Rendite seiner Investition beim Faktor Tausend. Sie stimmen mir wahrscheinlich zu, dass letztlich weder der Preis noch ein Name darüber entscheidet, ob es sich bei einem Werk wirklich um Kunst handelt. Was aber dann? Wer entscheidet darüber?

Indirekt geben Sie mit dem Gedanken, der Ihrer Ausstellung zugrunde liegt, eine Antwort darauf. Sie wollen die Phantasie des Betrachters anregen und rücken ihn in den Mittelpunkt!

Es ist also der Betrachter, auf den es ankommt. Aber nach welchen Kriterien soll er urteilen? In der Physik entscheiden Naturgesetze darüber, ob ein Ergebnis richtig oder falsch ist. Für das menschliche Zusammenleben gibt es Regeln, deren Verletzung gegebenenfalls sanktioniert wird und die einen guten Anhalt bieten für falsch und richtig. Vergleichbares gibt es nicht in der Kunst.

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Die gut besuchte Vernissage verdeutlichte viel Interesse an den Arbeiten der Tutzinger Künstlergruppe KulturArt am See © L.G.

Das ist sowohl eine gute wie auch eine schlechte Botschaft.

Die gute Botschaft: In der Kunst herrscht Freiheit und Vielfalt.

22 Künstlerinnen und Künstler präsentieren hier für die nächsten Wochen ihre individuelle Perspektive darauf, wie sie jeweils mit dem Thema Abstraktion umgehen. Sie geben damit auch sehr viel von sich selbst preis. Jedes Werk ist irgendwie auch autobiografisch und verrät viel über den Künstler selbst. Die Pinakothek der Moderne präsentiert gerade eine Beckmann-Ausstellung; im Grunde schildern die Bilder Stationen seines Lebens. „Departure“ ist der Titel der Ausstellung, Abreise. Beckmann ist nirgendwo zur Ruhe gekommen und als das hätte sein können, 1950 in New York, ist er gestorben.

Es wäre spannend, die gezeigten Bilder und die Biografie derer, die heute hier ausstellen, miteinander zu verknüpfen. Das wäre hochinteressant, aber auch sehr anstrengend. Ich überlasse es Ihnen, den Betrachtern. Hilfreich sind dabei vielleicht die ausgelegten Hinweise.

Die weniger gute Botschaft:

Wenn Freiheit und Vielfalt herrschen, besteht die Gefahr der Beliebigkeit und dass viele Kunst-fremde Kriterien, wie Geltungsbedürfnis oder Fragen des Marktes, das Urteil beeinflussen. Und: Es kann sehr anstrengend und anspruchsvoll sein, sich auf Kunst einzulassen. Da neigen wir dann doch vielleicht dazu, dem Urteil anderer zu folgen.

Jeder, der ein Werk betrachtet, ist also zunächst einmal im Grunde frei in seiner Urteilskraft. Er sollte es sich dabei allerdings nicht zu leicht machen, sondern einem Bild ohne rationale Aspekte oder ökonomische Interessen begegnen sowie frei von jedem Vorurteil. Immanuel Kant formuliert das unter anderem so: „Schön ist, was ohne Begrifflichkeit allgemein gefällt.“ Man soll demnach den Verstand beiseitelassen und die Empfindungen (das steckt im Wort „gefallen“) befragen. Dann kann man eventuell sagen, „das Werk gefällt mir“. Es beeindruckt mich, auch wenn ich meine Empfindungen mit Worten nicht genau beschreiben kann.

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Auffallende Bandbreite: Die Kontraste machen vielleicht den Reiz der Ausstellung aus © L.G.

Aber da ist noch der Begriff „allgemein“. Das individuelle Urteil macht ein Werk noch nicht zum Kunstwerk. Andere sollten zu einem ähnlichen Urteil gelangen, vor allem sollte auch noch nach zehn oder hundert Jahren die „Phantasie vieler angeregt werden“, um auf den Grundgedanken Ihrer Ausstellung zurückzukommen; wobei es heute ja nicht nur auf das ästhetisch Schöne ankommt (auch ein extrem unscharfer Begriff), sondern darauf, dass das Werk etwas mitteilt, was für den Betrachter eine besondere Bedeutung hat.

Ich sagte schon, dass es leider nicht möglich ist, 22 verschiedene Biografien und Malweisen zu würdigen, das wäre für mich und auch für Sie eine echte Herausforderung.

Ganz wenige Stichworte mögen doch erlaubt sein:

Sie erinnern in dieser Ausstellung auch an zwei Ihrer Kollegen, Wolfgang Sczyrpa und Benedikt Spies, die im letzten Jahr verstorben sind und zeigen Werke von ihnen.

Was besonders auffällt, ist die Bandbreite dessen, was Sie präsentieren; das zeigt sich sogar in einzelnen Künstlerinnen, wenn jemand sich die Freiheit nimmt, sich auf ganz verschiedene Weisen mitzuteilen: sowohl mit kontemplativen Flächen als auch mit scheinbar wild gesetzten Farbklecksen. Beides inspiriert auf unterschiedliche Weise. An anderer Stelle kontrastiert eine bunte, plakative Welt mit wunderbaren Schwarzweißaufnahmen. Solche Kontraste machen vielleicht den Reiz dieser Ausstellung aus. Die Bilder sind sehr dicht gehängt, das war sicher eine enorme Herausforderung und mit viel Arbeit verbunden. Da konnten nicht alle Wünsche erfüllt werden, befürchte ich.

Ja, Kunst ist immer eine Herausforderung, bleibt rätselhaft und geheimnisvoll und wir als Betrachter dürfen und müssen uns darauf einlassen und können eigenständig uns ein Urteil bilden. Dazu haben Sie jetzt und später noch viel Gelegenheit.

Die Künstler:

Irmgard Drieschner
Vielseitige Malerin. langjährige Schülerin der Malschule Monika Lucia Zistl,
Malen ist mein Leben, malt sehr gerne große bunte Bilder oder rote Bilder

Gerda Efrat
malt Aquarelle.
Mehrere Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen in USA-Florida, Akthof München, Holzhausen, Wilzhofen, Tutzing

Prof. Dr. Klaus Ehrlenspiel
begann zu malen nach seiner langjährigen Tätigkeit in der Industrie und als Professor für Produktentwicklung in Hannover und München.

Eric Gersdorf
Vom Hobby zum Beruf - Fotograf und Filmemacher - Munichmovie

Ina Hartwig
Die Natur des Auges ist es die Farben zu lieben. Ihre Bilder leben nicht von der Darstellung sichtlicher Realitäten, sondern vom Ausdruck individueller Stimmungen und Gefühlen.

Bärbel Henschel
Als ehemalige Lehrerin entdeckte sie ihre LIebe zur Fotografie “Spiele mit der Kamera, dann wirst du Wunderbares erleben”.

Mary MacHöck
Ein Ausstieg aus dem Alltag, hinein ins wundervolle Farbenparadies,
dies bedeutet mit die Malerei

Ute Kirchhof M.A.
Kunsthistorikerin und bekannte Digitalkünstlerin, transformiert Fotografien in digitale Kunstwerke mit ihrer eigenen Technik der “Digitalen Foto-Abstraktionen”
Es ist ihre 100. Ausstellung !!

Charlotte Lorenz
Ist als Künstlerin, Kunstpädagogin und in der Entwicklungspsychologie tätig. Malt den Techniken Ölmalerei, Aquarell und Pastell.
Mehrmonatige Studienaufenthalte in Australien spiegeln sich in ihren Bildern

Uschi Merk
Seit ihrer Jugend an Kunst interessiert, bildete sie sich weiter in den Techniken Aquarell, Acryl, Öl, Pastell und Kohle.

Karl Nassel
Kunstmaler - Graphiker und Designer - Abstrakte Gemälde & Kollagen und seine
Liebe zu den Details, das sehen sie an seinen Bildern.

Gerlinde Otter
So gern ich meiner Fantasie freien Lauf lasse und versuche, sie möglichst präzise auf die Leinwand zu übertragen, so gerne lerne ich auch durch das Kopieren alter Meister wie Karl Spitzweg oder Frans Snyders.

Christiane Rausch
Die Formfindung ihrer Arbeiten entstehen aus dem inneren Erleben und der Freude am Tun. Ton lässt sich wunderbar modellieren. Von ihr sehen wie die Skulptur Venus.

Ilse Reiher
Fotografin - “Naturimpressionen in unserem Heimatort beeindruckend einfangen”
Sonnenaufgänge …..

Willi Renner
Möbeldesigner und studierter Kunsthistoriker hat mit Kennerblick die ungewöhnlichsten Fotos gemacht. Zur individuellen Raumgestaltung bietet “rennerdesign” Fotokunst in Form hochwertiger Ausdrucke an.

Gudrun Schmitz-Agheguian
Studierte Biologie, hat aber auch einige Semester Kunstgeschichte in Tübingen belegt. “Techniken des Tiefdrucks”, malt ihre Bilder in Acryl und fertigt wunderbare Farbholzschnitte.

Wolfgang Sczyrba
Talentierter Grafiker und Künstler - und
Benedikt Spies
Nach einem Schlaganfall wurde das Malen für ihn zu einer Art Therapie.
Beide leider schon verstorben.

Ulrike Weihe
Ein “Energiebündel”, Tochter des Herforder Malers, Bildhauers und Stadtplaners Anton Woelki, die frühen Einflüsse von Musik und Malerei finden sich in ihren Arbeiten als Malerin und Designerin wieder. Sie verbindet Musik, Dichtung und Architektur.

Richard Westermeier
Aquarellmaler - Zeichnen und Malen begleiten mich schon immer seit ca.
40 Jahren in meinem Leben. Doch erst jetzt habe ich die Zeit und Muse gefunden. meine Werke auh der Öffentlichkeit vorzustellen.

Isolde Winkler
Angeregt durch die Vielfalt der Farben und Formen in der Natur entstand der Wunsch, diese mit meinen Möglichkeiten wiederzugeben. Das Ergebnis sind Zeich nungen, Aquarelle, Pastelle, Radierungen und Acrylbilder in größeren Formaten, dazu kleine Objekte in Ton und Speckstein.

Monika Lucia Zistl
Malerin· führte 16 Jahre eine eigene Malschule für abstraktes Malen.
Kunst - und was ist Kunst - Ein Wort und ein Begriff ? Sie zeigt ein Jetzt.
Zeigt vielleicht Gewesenes, Entwicklung, erstarrt im Jetzt. Erstarren, Stück für Stück ein Anhalten der Zeit.

(Quelle: KulturArt am See / Ilse Reiher)

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