Kommunikation
27.1.2023
Von Lorenz Goslich

Die weißen Flecken von Monatshausen

Angebliche Funklöcher geraten in den Fokus der Diskussionen um die Mobilfunkanlage

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Sehen sie so aus, die weißen Flecken? Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (rechts) will sie jedenfalls schnell schließen. In Immenstadt, wo er dies so demonstrierte, hat sein Ministerium erstmals mit seinem Mobilfunk-Förderprogramm den Bau einer Vodafone-Station unterstützt. © Vodafone

Die „weißen Flecken“ erregen die Gemüter. Sie sind das Hauptargument des Vodafone-Konzerns für den Bau einer Mobilfunkanlage südöstlich von Monatshausen. „Weiße Flecken“ – so werden Funklöcher genannt. Die Mobilfunkbetreiber wie Vodafone haben sich verpflichtet, sie schnell zu schließen. Diese Verpflichtung erfüllen sie nicht fristgerecht. Das erklärt die große Hektik, mit der nun Standorte für neue Mobilfunkmasten gesucht werden. Denn je länger es dauert, umso mehr drohen den Mobilfunkbetreibern Sanktionen.

Die Vodafone-Firma Vantage Towers begründet ihr Drängen auf den Monatshauser Mast eben mit dem Zwang, die weißen Flecken schließen zu müssen. Aber wo sind die weißen Flecken von Monatshausen? Diese Frage stellen sich etliche Einheimische. Denn den Mobilfunkempfang in und um Monatshausen bezeichnen viele von ihnen als recht gut.

Wo genau die „weißen Flecken“ in Monatshausen oder seinem Umfeld sein sollen, darüber sind bisher vom Vodafone-Konzern keine Angaben bekannt. Ein offenkundiger Mangel an öffentlichen Informationen schürt also wieder einmal Zweifel und Gerüchte. So sind die angeblichen Funklöcher am Dienstag auch in der Tutzinger Gemeinderatssitzung in den Fokus der Diskussionen um die Mobilfunkanlage geraten.

Kreisbaumeister kündigt Genehmigung trotz fehlenden technischen Know-hows an

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Wo sind die "weißen Flecken"? In Monatshausen zeigen sich viele Einheimische mit der Mobilfunk-Abdeckung zufrieden © L.G.

Georg Schuster (FDP) war einer von denen, die es genau wissen wollten: Ob überhaupt bekannt sei, wo die weißen Flecken sind, erkundigte er sich. Imme-Susanne Thüring von der Gemeindeverwaltung sagte dazu, dass man dies nach ihrer Kenntnis auf einer Karte im Internet nachschauen könne. Aber wenn man danach per Google suche, tue man sich schwer, solche weiße Flecken zu finden, sagte Caroline Krug (ÖDP). Von zwei Vertretern des Landratsamts, die in der Sitzung anwesend waren, wollte sie dazu nähere Auskünfte haben. „Superabdeckung“ nach Aussagen von Einheimischen, „weiße Flecken“ nach Aussagen Vodafone: Ob das Landratsamt die Diskrepanz der Angaben überprüfe?

Kreisbaumeister Dr Christian Kühnel gab sich in dieser Frage auffallend zurückhaltend. Die Kreisbehörde lasse sich zwar die Abdeckung der betreffenden Gebiete nachweisen, sagte er. Sie verfüge aber nicht über das technische Know-how, die „Richtigkeit der Flächen“ zu überprüfen: „Wir sind eine einfache Baubehörde, keine Hochfrequenztechniker.“

An anderer Stelle kündigte Kühnel jedoch ohne Wenn und Aber an, sein Kreisbauamt werde den Bauantrag für die Monatshauser Mobilfunkanlage auch dann genehmigen, wenn die Gemeinde Tutzing ihn ablehne. Diese Aussagen klangen zwar verständlich, weil Kühnel wie auch die Vertreter der Tutzinger Rathausspitze im Spiel mit den Mobilfunkbetreibern eher schlechte Karten zu haben glauben. Im großen Publikum bei der Sitzung sorgten die Worte des Kreisbaumeisters aber dennoch für einige Verwunderung. Da fragten sich einige, wie denn jemand, der offen und ehrlich seine Nichtkenntnis in den technischen Details bekräftige, schon vorab seine Genehmigung ankündigen könne.

Vielleicht hilft nun der Rechtsweg ein wenig nach, damit Einzelheiten der Planung und auch besonders der „weißen Flecken“ doch noch vor den Entscheidungen der Gemeinde und des Landratsamts bekannt werden. Die Gemeinde Tutzing wird, wie am Dienstag einstimmig beschlossen wurde, einen Rechtsanwalt einschalten, um sich in dieser Angelegenheit eine juristische Einschätzung zu holen. Mit dessen Hilfe wird sie beim Vodafone-Konzern und den von ihm beauftragten Firmen wohl auch besonders auf einige Antworten auf die offenen Fragen drängen. Selbst ein Vertreter des Landesamts für Umwelt soll diese Standortwahl bei einem Besuch in Monatshausen als „nicht nachvollziehbar“ bezeichnet haben. An Nachweisen für sie besteht also erheblicher Bedarf. Die reine Behauptung, es gebe „weiße Flecken“, dürfte dann nicht mehr ausreichen: Da deren Schließung das wesentliche Argument für den Bau der Anlage bilden, werden sie auch konkret benannt werden müssen.

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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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Kommentare

Wenn nicht dazu gesagt wird auf welchen Mobilfunkstandard sich die Aussagen bezieht, macht es wenig Sinn über die weißen Flecken zu diskutieren. Wenn es um 5G geht ist das ganze Gemeindegebiet ein einziger weißer Fleck. Die Gemeinde hat erst kürzlich Vodafone südlich von Traubing eine Absage für die Errichtung eines Funkmastes auf einem Gemeindegrundstück erteilt. Gut möglich, dass Vodafone Traubing und die B2 jetzt über diesen 60 m hohen Masten in Monatshausen versorgen will. Die Grundpacht für den Mast geht dann in private Hände und nicht an die Gemeinde. Die Gemeinde hat's ja, und verhindern lässt sich 5G sowieso nicht.
"„Superabdeckung“ nach Aussagen von Einheimischen, „weiße Flecken“ nach Aussagen Vodafone: Ob das Landratsamt die Diskrepanz der Angaben überprüfe?Kreisbaumeister Dr Christian Kühnel gab sich in dieser Frage auffallend zurückhaltend. Die Kreisbehörde lasse sich zwar die Abdeckung der betreffenden Gebiete nachweisen, sagte er. Sie verfüge aber nicht über das technische Know-how, die „Richtigkeit der Flächen“ zu überprüfen: „Wir sind eine einfache Baubehörde, keine Hochfrequenztechniker.“"

Als ich das am Dienstag gehört habe, musste ich mich sehr wundern. Mittlerweile sollte ein Großteil der Menschen die technischen Geräte (allgemein bekannt als Smartphones) haben um den Empfang zu prüfen und eventuelle weiße Flecken aufzuspüren. Vielleicht reicht das nicht vor Gericht, aber ein Anhaltspunkt wäre es allemal.
Auch ich bin auf die Begründung gespannt.
Wenn ich mich recht erinnere, wurde damals in der bundesweiten Presse berichtet, dass die Mobilfunklizenzen mit der Verpflichtung verbunden wurden, das gesamte Bundesgebiet zu mehr als 90% abzudecken; also auch abgelegene, unbewohnte Bereiche.
Warum?
Beispielsweise weil Mobilfunk längst auch Teil unseres Notrufsystems geworden ist. Der Wanderer, der Pilzsucher, der Bauer oder der Waldarbeiter sollen im Notfall überall einen Notruf absetzen können.

Wahrscheinlich wird dieser Mast auch teil des zukünftigen 5G-Netzes werden?
5G wird zwar mehr Sender und in geringeren Abständen zueinander benötigen; dafür soll aber jeweils die notwendige Sendeleistung/Strahlenbelastung sowohl rund um die Masten, aber auch direkt am Handy nochmals reduziert werden.
(Bearbeitet)
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