Kommunikation
29.11.2022
Von vorOrt.news

Mobilfunk-Debatte geht weiter

Vodafone-Plan für einen Mast bei Monatshausen heute im Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss

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In Monatshausen ist der Mobilfunk zurzeit das beherrschende Thema © L.G.

Ein neuer Mobilfunkmast bei Monatshausen: Diese Nachricht sorgt weiter für Diskussionen. Mobilfunkmast in Monatshausen geplant Heute steht dieses Thema auch im Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats zur Debatte (Sitzungssaal des Rathauses, Beginn 17 Uhr). Für den Bau- und Ortsplanungsausschuss des Gemeinderats am Dienstag vergangener Woche hatte Bürgermeisterin Marlene Greinwald aus diesem Grund kurzfristig die Tagesordnung geändert, um seine Mitglieder über die Angelegenheit zu informieren.

Die Tutzinger Rathauschefin und weitere Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung haben in der Bauausschuss-Sitzung aus ihrer Verwunderung über die Vorgehensweise des Telekommunikationsunternehmens Vodafone kein Geheimnis gemacht. In dessen Auftrag hatte nämlich in der vorigen Woche ein Münchner Unternehmen namens „FSP-services GmbH“ zwar Nachbarn des für die Anlage vorgesehenen Grundstücks über die Planung in Kenntnis gesetzt, nicht aber die Gemeinde Tutzing.

Die Gemeinde hätte über das Vorhaben informiert werden müssen, sagte im Bauausschuss Imme-Susanne Thüring von der Rathausverwaltung. Dies umso mehr, als die Gemeinde selbst - mit einem Weg – zu den Nachbarn des betreffenden Grundstücks gehört. Als sie von Anwohnern auf die Planung hingewiesen wurde, hat sie nachgehakt und offenbar erst daraufhin die Informationen erhalten.

Viele in Monatshausen haben Handys und wollen gut erreichbar sein ...

Der vorgesehene neue Mobilfunk-Standort erscheint den Zuständigen in der Gemeinde eher ungeeignet. Er befindet sich abseits vom Dorf, an einem in Richtung Ilkahöhe führenden schmalen Weg.

In Monatshausen ist dieses Thema derzeit das wesentliche Gesprächsthema. Dass das Mobilfunknetz wegen 5G oder sogar 7G immer weiter ausgebaut werden soll, ist allen bewusst. Die meisten haben auch selbst Handys und wollen gut erreichbar sein, und über die künftig wohl immer größere Abhängigkeit in vieler Hinsicht von moderner Kommunikationstechnik sind sich die Menschen ebenfalls im Klaren.

Die Vertreter der Firma FSP haben nach Angaben des Grundstückseigentümers argumentiert, das Mobilfunknetz werde auf alle Fälle kräftig ausgebaut werden, in Zukunft würden alle drei Kilometer oder sogar in noch geringeren Abständen Masten stehen – und wenn dies hier nicht möglich sei, dann halt auf einer anderen Fläche in der Nähe.

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... aber der ausgesuchte Standort in der Nähe stößt auf Kritik

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So ähnlich könnte es wohl in Monatshausen aussehen: Ein Mobilfunkmast des Vodafone-Konzerns bei Bad Wiessee © Vodafone Kommunikation

In der Diskussion über die Planung werden etliche Aspekte vorgebracht. Dabei spannt sich der Bogen von Bedenken wegen Strahlengefährdung über den Naturschutz bis zu Befürchtungen wegen Zerstörungen umliegender Flächen.

Der Bund Naturschutz Tutzing äußert sich in einem Kommentar bei vorOrt.news (siehe unten) "entsetzt" über die Pläne von Vodafone. Das Tal sei bisher noch gänzlich unverbaut, dort gebe es hochwertige Biotopflächen mit sehr gefährdeten Pflanzenarten, schreiben Patricia aus dem Siepen und Klaus Hirsch.

Peter Gstattenbauer, der in Monatshausen wohnt, verweist auf Angaben, dass der neue Mast Tutzing versorgen solle. In Tutzing selbst habe es Widerstände gegen so eine Anlage gegeben, sagt er – deshalb versuchten es die Betreiber nun halt in Monatshausen. Dass sie dies „in der Prärie“ tun, will er nicht verstehen. Der Vodafone-Konzern bezeichnet es als Ziel, möglichst die gesamte Bevölkerung ans 5G-Netz anzubinden, so beispielsweise auch in den Alpenregionen https://www.presseportal.de/pm/43172/5278270 Kritiker des Vorhabens in Monatshausen argumentieren aber, die Mobilfunk-Versorgung in ihrer Gegend sei schon heute recht gut.

Zu den Grundeigentümern in der Nachbarschaft gehört auch Marianne Wagner aus Diemendorf. Sie fürchtet um das Wohl ihrer Tiere in dieser Gegend, zudem blickt sie mit Argwohn den Bauarbeiten entgegen: Der Weg, der zu der betreffenden Fläche führe, sei zu schmal für die schweren Lastwägen, sie würden Platz recht links davon benötigen, alles kaputtmachen – und später werde es nicht mehr korrekt instandgesetzt werden. Solche Erfahrungen habe es auch bei anderen Mobilfunkmasten gegeben. Deshalb werde sie ihren Grund nicht für diesen Zweck hergeben. Sie will es notfalls auf ein Gerichtsverfahren ankommen lassen. Bei ihrer Rechtsschutzversicherung hat sie sich bereits nach der Kostenübernahme erkundigt.

Gemeinde Tutzing sieht wenig Spielraum: "Rückendeckung der Politik extrem hoch"

Im Bauausschuss verwies Imme-Susanne Thüring in der vorigen Woche auf ein vor Jahren erstelltes Mobilfunkkonzept mit denkbaren Standorten in Tutzing. Auf Verwunderung stieß das neue Vorhaben auch, weil bei Monatshausen - an dem zur B2 und nach Kerschlach führenden Weg – bereits ein Mast steht. Den könne man doch vielleicht erhöhen, sagte Bürgermeisterin Greinwald. Ein weiterer denkbarer Platz wurde in dem Konzept bei Diemendorf vorgesehen. Beide scheinen Vodafone und FSP aber nicht für passend zu halten, wie Thüring auf Frage von Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) sagte.

Wie die Gemeinde nun vorgehen wird, das wurde in der Sitzung als „ziemlich offen“ bezeichnet. Wegen der Masthöhe sei ein Bauantrag erforderlich, sagte Bauamtsleiter Christian Wolfert. Aber wenn die Gemeinde ihr Einvernehmen nicht erteile, könne sie „ersetzt“ werden.

Als die Rathausverwaltung von den Monatshauser Plänen erfuhr, hat sie sofort mit verschiedenen Stellen Kontakt aufgenommen, vom Bayerischen Gemeindetag bis zum Kreisbauamt. Die Erkenntnis war schnell klar: Die Gemeinde habe relativ wenig Spielraum, solche Dinge zu verhindern. „Die Rückendeckung der Politik und des Gesetzgebers für derartige Vorhaben ist extrem hoch“, sagte Wolfert. Die Betreiber hätten für die 5G-Lizenzen Milliarden investiert und dafür „große Freiheiten bekommen“, sagte Thüring, verbunden mit Auflagen, Deutschland zu vernetzen. Wolfert erwähnte auch, dass eine gemeindliche Mobilfunkplanung eine „Positivplanung“ sein müsse und keine „Verhinderungsplanung“ sein dürfe. Eine Klage gegen die Gemeinde hält er im Fall des Falles für wahrscheinlich.

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ID: 5391
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Kommentare

Bund Naturschutz Tutzing Patricia aus dem Siepen und Klaus Hirsch

Wir sind entsetzt über die Pläne von Vodafone in dem idyllischen Tal zwischen Monatshausen und Ilkahöhe einen Mobilfunkmasten zu bauen. Das Tal ist bisher noch gänzlich unverbaut, im Tal liegen hochwertige Biotopflächen mit sehr gefährdeten Pflanzenarten. Viele Bürger geniessen das Tal beim Wandern und für einen Spaziergang. Der Plan von Vodafone ist eine Zerstörung der Aura dieses Tales. Soll unsere Natur in Zukunft einem Nadelkissen gleichen, wenn alle 3 Kilometer ein Mast entsteht? Verehrte Tutzinger Bürger wehrt euch gegen die Zerstörung des Landschaftsbildes eurer Heimat!
Der Bund Naturschutz Tutzing lehnt diesen Standort des Mastes vehement ab!
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