Von vorOrt.news

Kräftiger Wandel im Tutzinger Gemeinderat

CSU 6 statt 7 Sitze - Grüne verdoppeln auf 4 Mandate - Freie Wähler büßen einen von 4 Plätzen ein

Das dürfte als kleine Sensation zu werten sein: Neun Mitglieder des bisherigen Tutzinger Gemeinderats scheiden aus. Fünf von ihnen hatten nicht mehr kandidiert, vier weitere sind nicht wiedergewählt worden.

Der neue Tutzinger Gemeinderat

Stand 16. März 2020, 1 Uhr

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© Grafik: SG / vorOrt.news

Nach dem vorläufigen Ergebnis bleibt die CSU die stärkste Fraktion, muss sich aber künftig mit sechs statt bisher sieben Mandaten begnügen. Dagegen verdoppeln die Grünen die Zahl ihrer Sitze auf vier, sie rücken damit zur zweitstärksten Fraktion auf.

Zu den Gewinnern gehören auch die FDP und die UWG Traubing. Beide haben künftig zwei Mandate, bisher waren sie nur mit je einem Sitz im Tutzinger Gemeinderat vertreten. Die FDP hatte es in Tutzing zuletzt in der Amtsperiode von 1990 bis 1996 auf zwei Mandate gebracht, seitdem war es immer nur eines oder sogar in einer Periode (2002 bis 2008) gar keins.

Die Freien Wähler verlieren ein Mandat: Die Partei von Bürgermeisterin Marlene Greinwald stellt künftig nur noch drei gegenüber bisher vier Gemeinderäten; würde man die Rathauschefin mitzählen, wären es vier wie bei den Grünen.

Von einem auf zwei Mandate zulegen kann die UWG Traubing. Die ÖDP büßt einen Sitz ein, sie bringt es nach dem derzeitigen Stand künftig nur noch auf ein Mandat. Es soll aber noch einen Losentscheid wegen der „Verteilung der Nachrücker ÖDP“ geben. Was das bedeutet, wird nicht näher erläutert. Damit erklärt sich aber die Zahl von bisher nur 19 feststehenden Gemeinderäten. Eigentlich müssten es 20 sein.

Jeweils ein Mandat gibt es außer für die ÖDP auch - wie bisher - für die SPD und die Tutzinger Liste.

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Mitglieder des neuen Tutzinger Gemeinderats

Stand 16. März 2020, 1 Uhr

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© Grafik: SG / vorOrt.news

Das vorläufige Ergebnis der Tutzinger Gemeinderatswahl

Nach diesem - immer noch vorläufigen - Ergebnis sieht es im künftigen Tutzinger Gemeinderat so aus: CSU 31,44 (2014: 32,6) Prozent der Stimmen, Grüne 21,37 (7,6) Prozent, Freie Wähler 14,53 (18,2) Prozent, SPD 5,32 (6,2) Prozent,FDP 7,46 (5,3) Prozent, ÖDP 6,23 (11,8) Prozent, UWG Traubing 7,97 (7,3) Prozent und Tutzinger Liste 5,68 (6,4) Prozent.

Der neue Tutzinger Gemeinderat hat nach diesem Stand folgende Mitglieder in der Reihenfolge der erzielten Stimmen: Florian Schotter (CSU, 2390 Stimmen), Dr. Thomas von Mitschke-Collande (CSU, 2285), Elisabeth Dörrenberg (CSU, 2277), Dr. Joachim Weber-Guskar (FDP, 2253), Ludwig Horn (CSU, 2231), Bernd Pfitzner (Grüne, 2155), Thomas Parstorfer (CSU, 1966), Dr. Ernst Lindl (CSU, 1801), Verena von Jordan-Marstrander (Freie Wähler, 1515), Stefan Feldhütter (Freie Wähler, 1381), Caroline Krug (ÖDP, 1356), Dr. Franz Matheis (UWG, 1330), Flora Weichmann (Grüne, 1318), Christine Nimbach (Grüne, 1251), Michael Ehgartner (Grüne, 1178), Claus Piesch (Freie Wähler, 1239), Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste, 896), Stefanie Knittl (SPD, 838) und Barbara Doll (UWG, 631). Was der Losentscheid noch bringt, bleibt abzuwarten.

Hier stehen die Wahlergebnisse aller Tutzinger Parteien und Gruppen sowie ihrer Kandidaten:
Alle Ergebnisse der Tutzinger Kandidaten

Siehe auch:
Florian Schotter ist Stimmenkönig
Schuster holt zweites Mandat für Tutzinger FDP

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Die vorläufige Sitzverteilung des neuen Tutzinger Gemeinderats © Grafik: AKDB

Technische Panne sorgt am Wahlabend für Irritationen

Es war ein Wahlabend mit ziemlich dicken Problemen. Bei der "Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in Bayern" (AKDB), über die die Wahlergebnisse veröffentlicht wurden, gab es eine technische Panne - nicht die erste übrigens. Über längere Zeit waren die betreffenden Seiten nicht erreichbar. Zwischendurch klappte es doch, aber nur vorübergehend. In dieser Phase haben wir die bis dahin festgestellten Ergebnisse - das waren neun von 16 Schnellmeldungen - für Tutzing entdeckt und auch schon auf vorOrt.news veröffentlicht. Anschließend waren die Ergebnisse wieder für längere Zeit verschwunden. Gegen 1 Uhr waren sie dann plötzlich wieder verfügbar. Gegenüber unserer ersten Meldung hat es Änderungen gegeben. So hatten es die Grünen zunächst auf fünf Mandate gebracht, nun waren es nur noch vier. Doch die generelle Tendenz hat sich bestätigt.

Überraschung in Starnberg: Patrick Janik drängt Eva John aus dem Amt

Bei der Wahl des neuen Starnberger Landrats liegt der CSU-Kandidat Stefan Frey mit 44,43 Prozent auf Platz 1. Das ist das Ergebnis für den ganzen Landkreis Starnberg. Martina Neubauer von den Grünen hat mit 31,54 Prozent Platz 2 erreicht. Damit entscheidet sich die Nachfolge des bisherigen Landrats Karl Roth (CSU) am 29. März in einer Stichwahl zwischen Frey und Neubauer. Auf den weiteren Plätzen folgen Matthias Vilsmayer von den Freien Wählern mit 10,63 Prozent, Christiane Kern on der SPD mit 6,57 Prozent, Cedric Muth von der FDP mit 3,49 Prozent und Markus Becher von der AfD mit 3,33 Prozent.

In Tutzing haben sowohl Frey als auch Neubauer noch etwas besser abgeschnitten: Da bringt es Frey auf 46,76 Prozent und Martina Neubauer auf 32,22 Prozent, Es folgen Matthias Vilsmayer (10.01 Prozent), Christiane Kern (4,92 Prozent), Markus Becher (3,54 Prozent) und Cedric Muth (2,55 Prozent). Der AfD-Kandidat liegt also in Tutzing - im Gegensatz zum gesamten Landkreis - vor dem FDP-Bewerber.

Einige Überraschungen gebracht haben bereits die Wahlen in anderen Kommunen des Landkreises Starnberg. So ist in Starnberg Patrick Janik (UWG, CSU, SPD, Bürgerliste) zum neuen Bürgermeister gewählt und die bisherige Bürgermeisterin Eva John (BMS, WPS) abgewählt worden. In Feldafing schafft der amtierende Bürgermeister Bernhard Sontheim (Bürgergruppe) offenbar auf Anhieb seine Wiederwahl, er muss wahrscheinlich nicht in eine Stichwahl. In Bernried ist Georg Malterer (ÜFW) zum Nachfolger des langjährigen Bürgermeisters Josef Steigenberger von der selben Gruppe gewählt worden.

Wahlbeteiligung in Tutzing fast 60 Prozent

Deutlich mehr als 3000 Tutzinger haben bei der Kommunalwahl die Möglichkeit der Briefwahl genutzt. Insgesamt gibt es in Tutzing 7936 wahlberechtigte Personen. In einem der Tutzinger Wahllokale lag die Briefwahlbeteiligung bei rund 40 Prozent. Bei der Kommunalwahl vor sechs Jahren hatte es in Tutzing 2655 Briefwähler gegeben.Die Wahlbeiligung in Tutzing betrug 59,72 Prozent. Die Befürchtungen aufgrund der Corona-Krise haben nicht für leere Wahllokale gesorgt. 144 Wahlhelfer sind in Tutzing eingetragen. Kurzfristig haben fünf von ihnen abgesagt, die meisten sind dabei geblieben.

Stimmzettel für den Kreistag passte nicht in die Wahlkabinen

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Schon mit der Größe der Stimmzettel hat in der Wahlkabine manch einer seine Probleme

Probleme hat nicht wenige Wählern die Größe der Stimmzettel bereitet. Gerade der Stimmzettel für die Kreistagswahl ist so groß, dass er nicht auf die schmalen Schreibflächen in den Kabinen passte. Er stand an beiden Enden hoch. Da fiel es nicht allen leicht, sich mit einzelnen Personen zurechtzufinden und dabei auch noch genau die Zahl der bereits vergebenen Stimmen im Auge zu behalten, damit ja nicht die erlaubte Maximalzahl von 60 Stimmen überschritten wurde.

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Dem Stimmzettel für den Kreistag sind die Wahlkabinen nicht gewachsen

Fragen nach den Einflüssen der Corona-Krise aufs Wahlergebnis

Diskussionen gab es darüber, ob die aktuelle Entwicklung in der Corona-Krise das Wahlergebnis beeinflusst hat. Was das genau bedeuten kann, darüber gibt es jedoch nur Spekulationen. Falls sich bestimmte Personengruppen anders verhalten haben sollten als sonst, falls beispielsweise manche älteren Bürger, die nicht an der Briefwahl teilgenommen haben, aus Sorge vor Ansteckung der Wahl ganz ferngeblieben sind, dann könnte dies in einer Gemeinde wie Tutzing mit einem relativ hohen Durchschnittsalter der Bevölkerung durchaus die Wahlergebnisse beeinflusst haben.

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Ob wegen Corona oder aus anderen Gründen - diesmal war es wie immer bei Wahlen: Mal war relativ viel Betrieb...
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... und mal war auf dem Weg zu den Wahllokalen über längere Zeit nichts los © L.G.
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Kommentare

Das Thema "Lostentscheid" ergibt sich bei der ÖDP bei den Nachrückern. Bei den Nachrückern der ÖDP haben Dr. Martin Dreher und Kerstin Holly exakt genau die gleiche Stimmenzahl. Hier muss noch gelost werden.

Auch als "Nicht-Statistiker" scheint mir Herr Georg Schuster doch der wahrscheinlichste Anwärter auf den 20. Sitz : Hat doch die FDP nur relativ wenige Stimmen weniger als die UWG, die 2 Sitze bekommen hat und würde Georg Schuster mit seinen 960 persönlichen Stimmen doch 3 andere gewählte Gemeinderäte (innen) hinter sich lassen.
Wieso von einem Losentscheid die Rede ist, muss man schon genauer erklären...
(Bearbeitet)
Ich habe gestern Abend nachgerechnet. Laut meiner Berechnung müsste die FDP auf einen zweiten Sitz kommen (Georg Schuster).... aber alles "ohne Gewähr".
Welche Partei oder Liste bekommt den 20. Sitz im Gemeinderat? Dies hat doch mit dem Losentscheid bei der ÖDP bezüglich Nachrücker nichts zu tun
Der Wahlleiter sollte hier schnellstens für Klarheit sorgen.
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