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Stichwahl: Hier geht's zum Film über Tutzing

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Voll besetztes Kino: Das Interesse war groß © JM

Ein Film über Tutzing speziell für die Stichwahl - jeder kann ihn anschauen. In diesem Artikel veröffentlichen wir den Link dazu. Produziert worden ist der Film eigens für eine Veranstaltung zur morgen stattfindenden Bürgermeister-Stichwahl.

Im voll besetzten Tutzinger Kino Kurtheater hat der Freizeitclub JM am Donnerstagabend zusammen mit Kino-Betreiber Michael Teubig erst einmal den Film gezeigt, dann gab es eine interessante letzte Diskussion mit den beiden Bürgermeister-Kandidaten Marlene Greinwald (Freie Wähler und Florian Schotter (CSU).

Hier kann man den Tutzinger Film anschauen

https://www.youtube.com/watch?v=oL49Ia75xLY&feature=youtu.be
Produzent: Alexander Hiebl

Viele lustige Szenen mit bekannten Tutzingern

Der Tutzinger Videoproduzent Alexander Hiebl, weitere engagierte JM-Miglieder und andere hatten in den Tagen zuvor viel Zeit damit verbracht, aus unterschiedlichstem Material einen Film anzufertigen. Herausgekommen ist ein respektables Werk mit vielen Tutzinger Ansichten: Wochenmarkt, See, Kirchen, Bäder, Museumsschiff, Kloster, Vetterlhaus und vieles mehr. Eine Reihe von Vereinen hat mitgewirkt, von den Feuerwehren Tutzing und Traubing über die Ambulante Krankenpflege und den Tourismus-Förderverein bis zur Tutzinger Gilde, vom Bayerischen Roten Kreuz über die Traubinger Blaskapelle und den Deutschen Touring Yacht Club bis zur Heimatbühne.

Sie alle haben dabei auch gleich die Gelegenheit genutzt, für sich zu werben - eine Hand wäscht die andere. Da gab es viele lustige Szenen, auch, weil die meisten „Darsteller“ den Besuchern bekannt waren. Sie sprachen recht locker in die Kamera, erzählten von sich und von ihren Aktivitäten, und alle verbanden das mit der Aufforderung, doch bitte schön an der Stichwahl teilzunehmen.

Die JM selbst brachte das im Rahmen eines Schafkopf-Spiels besonders gut hin. Einer aus der Gruppe mimte den Nichtwisser, der überhaupt nicht einsehen wollte, was das alles mit der Wahl soll. Und die anderen, allen voran der Tutzinger JM-Vorsitzende Ludwig Horn, klärten den Ahnungslosen über die Bedeutung des Wählens auf.

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Filmreife Dialoge mit den beiden Kandidaten

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Zwei gut gelaunte Kandidaten. Aber was finden sie am jeweils anderen gut? © L.G.

Dann folgten weitere filmreife Dialoge – nämlich mit den beiden Bürgermeister-Kandidaten. Marlene Greinwald war gut drauf und griff unter Beifall gleich mal die in diesen Tagen manchmal recht umständlichen Bemühungen um geschlechtergerechte Formulierung auf. „Ich rede jetzt von Bürgermeister“, sagte sie und fügte nochmal hinzu: „Ich werde Bürgermeister.“

Highlight dürfte aber eine Szene gewesen sein, in der Moderator Matthias Gröschel die beiden Kandidaten hintersinnig um Auskunft darüber bat, weshalb der andere Kandidat gewählt werden sollte. „Eine extrem schwierige Frage“, erwiderte der ebenfalls gut gelaunte Schotter erst mal schmunzelnd. Dann sagte er aber lauter nette Dinge über seine Mitbewerberin: Sie sei ein „grundsätzlich freundlicher Mensch“, er kenne sie als ehrlichen Menschen, dem man vertrauen könne, sie sei durchweg fair. Und sie habe viel Erfahrung in diesem Job: „Da ist sie mir weit voraus.“ Das sehe er aber nicht als Nachteil für sich, ergänzte er gleich. Bei der Polizei, wo er bisher arbeitet, kämen Dienststellenleiter immer von außen, und das habe sich als sinnvoll erwiesen. „Darum werde ich sie“, schloss er, und lächelnd nach einer kurzen Pause: „...nicht wählen.“

Sie ist ein grundsätzlich freundlicher Mensch Florian Schotter über Marlene Greinwald
Der Flori ist einfach ein netter Kerl Marlene Greinwald über Florian Schotter

Marlene Greinwald hatte nicht minder charmante Komplilmente für ihren Konkurrenten parat. „Der Flori ist einfach ein netter Kerl“, sagte sie, „deshalb ist er wählbar.“ Von vornherein habe sie ihm aber gesagt, dass es für ihn nicht einfach werden würde. Er werde nicht aufhalten können, dass mit Schmutz geworfen werde. Für den harmonischen Wahlkampf sei sie umso mehr dankbar. Sie nutzte diese Gelegenheit aber auch, sich über so manche ins Persönliche gehenden Bemerkungen im Wahlkampf enttäuscht zu zeigen, mit denen einiges kaputt gemacht worden sei: „Das tut weh.“

Interessante Bemerkungen zu einigen brennenden Tutzinger Themen

An diesem Abend gab es auch einige recht interessante konkrete Bemerkungen. So sprachen sich beide Kandidaten für die Einrichtung eines Jugendbeirats mit Stimme im Gemeinderat aus. Marlene Greinwald ließ durchblicken, dass die in der Ortsbausatzung festgelegte Mindestgröße für Baugrundstücke von 600 Quadratmetern aufgeweicht werden könnte. Das Sportlerstüberl will Schotter unbedingt bald wieder zu einer Gastronomie machen. Marlene Greinwald gab sich da nicht so entschlossen – eine Wirtschaft hält sie dort ebenso für möglich wie ein Haus der Vereine oder eine ähnliche Gemeinschaftseinrichtung. Die Öffnungszeiten des Rathauses will Schotter arbeitnehmerfreundlicher gestalten. Marlene Greinwald erkennt da zwar auch Bedarf, sieht aber auch Probleme. So könnten nicht alle Mitarbeiter quasi rund um die Uhr an Ort und Stelle sein.

Zum bezahlbaren Wohnraum

Marlene Greinwald: Zurzeit wird ein Grundsatzbeschluss zur sozialen Bodennutzung vorbereitet. Für Einheimischenmodelle muss erst der Bedarf ermittelt werden, dann geht das Prozedere erst los. Viele fallen nicht unter den sozialen Wohnungsbau, aber da muss die große Politik die Grenzen ändern. Eine große Chance für bezahlbaren Wohnraum ist genossenschaftlicher Wohnungsbau. Und die 600 Quadratmeter Mindestgröße für Baugrundstücke in unserer Ortsbausatzung: Ich denke, dass es künftig kleinere Einheiten geben wird.

Florian Schotter: Das Thema bezahlbarer Wohnraum muss für die Gemeinde oberste Priorität haben. Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum nicht nur für sozial Schwache, sondern auch für Normalverdiener - Pfleger, Erzieher, Polizisten. Ich möchte versuchen, an Flächen zu kommen, wo man Bauland ausweisen kann. Oft ist auch der Faktor Neid im Spiel gewesen: Wenn ich vom Landwirt was abkauf, mach ich ihn zum Millionär.

Zum Sportlerstüberl

Marlene Greinwald: Eine Wirtschaft ist eine Option. Eine Option ist es aber auch, irgendetwas gemeinsam zu machen. Eine Nutzung durch Vereine ist auch eine Möglichkeit. Einen ordentlichen Wirt zu finden, ist schwer. Die Gemeinde muss wirtschaftlich arbeiten, man kann es nicht ewig leer stehen lassen.

Florian Schotter: Zur Dreifachturnhalle und zum Stadion gehört eine Gastronomie. Sie wieder aufleben zu lassen, muss das oberste Ziel sein. Ein Haus der Vereine? Vieles ist denkbar. Ich weiß, dass es extrem schwierig ist, gute Wirtsleute zu finden. Aber da raus gehört eine Gastronomie.

Zu Vereinen

Florian Schotter: Alle Vereine sind offen für neue Mitglieder. Ich weiß nicht, woran es scheitert. Unterstützung der Gemeinde? Ich bin ein Vereinsmeier. Mich hat sehr gefreut, als Bürgermeister Krug mal zugeschaut hat, wie ein Maibaum umfällt. Das ist ja der Maibaum der Gemeinde Tutzing, nicht der der Feuerwehr oder der Gilde. Ich verspreche, dass jeder Verein bei mir offene Türen vorfindet.

Marlene Greinwald: Wir leben vom ehrenamtlichen Engagement. Viele bringen sich ein, und sie werden wertgeschätzt. Im Gemeindehaushalt sind immer öfter auch Zuschüsse für Vereine vorgesehen. Viele von ihnen werden unterstützt, die rennen immer offene Türen bei uns ein. Es gibt aber auch Leute, die sich nicht trauen, in Vereine zu gehen. Auch ihnen müssen wir einen Platz geben, so für junge Leute mit offener Jugendarbeit.

Zu Öffnungszeiten des Rathauses

Florian Schotter: Die Öffnungszeiten sind bürgerunfreundlich, sagte mir neulich jemand. Ein positives Beispiel ist für mich die Kfz-Zulassungsstelle im Landratsamt Starnberg.. Bei uns bei der Polizei kann man 24 Stunden durchgehend melden, wenn man sein Handy verloren hat. 24 Stunden rund um die Uhr wird man im Rathaus wohl nicht hinkriegen, aber dass wir es ein wenig arbeitnehmerfreundlicher gestalten, kann ich mir vorstellen. Es gibt genug Behörden, die das vorleben.

Marlene Greinwald: 24 Stunden haben wir zum Teil schon, denn es wird immer mehr online gemacht. Das werde ich vorantreiben. Wir haben dienstags schon bis 18 Uhr geöffnet, eventuell kann man noch eine Stunde dranhängen. Aber es ist etwas anderes als bei der Polizei – da kann jeder vorn sitzen. Wir haben Einwohnermeldeamt, Passamt und andere, dafür braucht man qualifizierte Mitarbeiter. Die können nicht alle rund um die Uhr arbeiten. Und mittwochs ist geschlossen, weil es horrende Überstunden gibt, bei manchen bis 500, die abgebaut werden müssen.

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 409
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Kommentare

Vielen Dank, dass es möglich ist, den Tutzing-Film anzusehen - ich bin vollauf begeistert, mit welchem Elan sich die Protagonisten eingesetzt haben. Selbstverständlich ist jede/r aufgerufen, morgen nochmals zu wählen. Tutzing, das sind wir, er und sie, Du und ich. -
Das Thema Überstunden sollte die/der neue Bürgermeister mal nicht lapidar als der immensen Aufgabenfülle geschuldet hinnehmen, sondern etwas dagegen unternehmen. Die Aussage, zum Abbau von Überstunden werde ein arbeitsfreier Mittwoch genutzt, erscheint bei "manchen bis 500 (Stunden?)" nicht sehr effektiv. Erst nach 69 x freiem Mittwoch hat dieser "manche" seine Überstunden abgebaut. In diesen 14 Monaten arbeitet er aber nur 28 statt 35 Stunden pro Woche. Wieviele Überstunden wird er jetzt machen, um die Arbeit nun zu bewältigen, für die er vorher 20% mehr Zeit hatte + (un)gezählte Überstunden brauchte? Die Tutzinger sollten diese Geschichte im Auge behalten und nachfragen, wie das Problem langfristig behoben wird.
Helge Haaser Passau
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