Eines steht schon fest: Der neue Tutzinger Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin wird sich auf keine Gemeinderats-Mehrheit stützen können. Es wird eher so sein, wie es auf Bundesebene bei einer Jamaika-Koalition gewesen wäre: Um Mehrheiten muss von Fall zu Fall gerungen werden. Das war schon seit Jahren in Tutzing der Fall: Die Bürgermeister hatten es mit Gemeinderäten unterschiedlicher Art zu tun, auf Mehrheiten wie früher konnten sie bei Abstimmungen nicht setzen.
Freien Wählern oder Grünen winkt bei Erfolg Rekordstärke im Gemeinderat
Neun verschiedene Parteien und Gruppen gibt es zurzeit im Tutzinger Gemeinderat. Die größte von ihnen ist die CSU-Fraktion mit sieben Mitgliedern, gefolgt von den Freien Wählern mit vier Mitgliedern. Sollte ihre Kandidatin Marlene Greinwald zur Bürgermeisterin gewählt werden, dann gäbe es bei den Freien Wählern ein neues Gemeinderatsmitglied als Nachrücker. Damit kämen sie erstmals in ihrer Geschichte auf fünf Gemeinderatsmandate. Ein Sieg von Marlene Greinwald wäre damit für die Freien Wähler quasi ein doppelter Erfolg - ja sogar ein dreifacher: Die Freien Wähler hatten zwar 2014 Rudolf Krug von der ödp unterstützt, doch bisher haben sie in Tutzing noch nie selbst den Bürgermeister gestellt, obwohl sie dem Sieg schon ein paar Mal ziemlich nah waren.
Auch die Grünen, die bisher mit zwei Mandaten im Gemeinderat vertreten sind, würden bei einer Wahl ihres Kandidaten Bernd Pfitzner einen Nachrücker hinzu bekommen. Einschließlich des Bürgermeisters hätten sie dann drei Vertreter im Gemeinderat. Auch für sie wäre das in Tutzing ein Rekord.
Sollte Florian Schotter gewinnen, dann gäbe es für die CSU keinen Nachrücker, weil Schotter bisher nicht dem Gemeinderat angehört hat. Einschließlich Bürgermeister würden dann acht Personen für die CSU dem Gemeinderat angehören.
Weiter sind im Tutzinger Gemeinderat die Bürger für Tutzing (1 Mandat), die FDP (1 Mandat), die ödp (2 Mandate), die SPD (1), die Tutzinger Liste (1) und die UWG Traubing (1).

Die nächsten Sitzungen stehen schon fest
Die Amtszeit des neuen Bürgermeisters beginnt, wenn er feststeht, sofort. In der Rathaus-Arbeit wird keine Pause eingelegt. Eigentlich sollte bereits zwei Tage nach der Wahl, am kommenden Dienstag, der Haupt-, Finanz- und Werksausschuss des Gemeinderats eine Sitzung abhalten, doch sie ist abgesagt worden, weil keine unaufschiebbaren Tagesordnungspunkte zur Behandlung anstehen.
Schon eine Woche später, am 23. Januar, ist aber der Bau- und Ortsplanungsausschuss an der Reihe und am 30. Januar der Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss. Spätestens dann wird der neue Bürgermeister feststehen, auch im Fall einer Stichwahl. Und am 6. Februar ist dann auch schon die erste Sitzung des Gemeinderats nach der Wahl.
Die Tutzinger Bürgermeister
Rudolf Krug (2014 - 2017)
Dr. Stephan Wanner (2008 - 2014)
Peter Lederer (1996 - 2008)
Dr. Alfred Leclaire (1970 - 1996)
Peter Dreer (1958 - 1969)
Karl Bleicher (1945 - 1958)
Ferdinand Derigs (1945)
Paul Herre (1941 - 1945)
Georg Pulfer (1936 - 1940)
Karl Seemann (1934 - 1936)
Max Simson, Otto Killermann, Leo Renner (1934)
Josef Hörmann (1919 - 1934)
Martin Greinwald (1894 - 1919)
Martin Konrad (1876 - 1894)
Michael Lidl (1872 - 1876)
Thomas Gröber (1866 - 1872)
Quellen: Hofmark Tutzing, Geschichte in zwölf Jahrhunderten, Tutzing ca. 1985 / Archiv vorOrt.news
Die Tutzinger Bürgermeister waren ganz unterschiedlicher Art. Rudolf Krug hatte zuvor ein eigenes Unternehmen im IT-Bereich geführt. Dr. Stephan Wanner ist Jurist, hat in Tutzing als Rechtsanwalt gearbeitet, bevor er zum Bürgermeister gewählt wurde, und ist, nachdem er 2014 nicht wiedergewählt wurde, in seine ursprüngliche Tätigkeit zurückgekehrt. Peter Lederer hat sein Berufsleben im Tutzinger Rathaus verbracht - 45 Jahre lang. Dort hat er gelernt, dort war er 23 Jahre geschäftsleitender Beamter und zwölf Jahre Bürgermeister. Dr. Alfred Leclaire war nach Jurastudium und Promotion Dozent in der Tutzinger Akademie für politische Bildung gewesen, bevor er 1970 zum Bürgermeister gewählt wurde. Er war damals erst 35 Jahre alt und blieb 26 Jahre lang in diesem Amt.
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