Von Lorenz Goslich

Kommentar: Auch Geschäfte bieten Aufenthaltsqualität

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Bei den einen gibt's Parkplätze, bei den anderen nicht © L.G.

Wolfratshausener Verhältnisse gibt es in Tutzing noch nicht. Leerstände in der Geschäftswelt sind aber in dieser Gemeinde ebenfalls zu beobachten. Nun kommt ein weiterer hinzu: Die Brahms-Apotheke ist zum Jahresende geschlossen worden.

Die wirtschaftliche Entwicklung in Ortszentren wie in Tutzing hängt von zahlreichen Faktoren ab. Viele von ihnen kann man nicht steuern. Dazu gehört das Internet mit ganz einfachen Bestellungen vom Computer aus, wodurch die stationären Ladenbetreiber Umsatz verlieren. Andere Faktoren sind schon eher beeinflussbar. So dürften die aktuellen Planungen fürs Tutzinger Ortszentrum im Zuge der Hauptstraßen-Sanierung auch wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Man hat zum Beispiel gelegentlich den Eindruck, dass eine so genannte „Aufenthaltsqualität“ gegen Parkplätze abgewogen wird. Aber gleichzeitig wird man mit so einer Maßnahme noch mehr Menschen als bisher veranlassen, ihre Besorgungen in den größeren Einkaufszentren zu machen.

Ein wichtiges Stichwort für eine sich positiv entwickelnde Geschäftswelt ist „Kundenfrequenz“. Wo viele potenzielle Käufer sind, können Ladenbetreiber Umsätze erzielen und letztlich auch Gewerbesteuer bezahlen. Florierende Geschäfte beleben zudem jeden Ort und sorgen ihrerseits für „Aufenthaltsqualität“. Das Gegenbeispiel von Wolfratshausen, wo von einem Sterben der Innenstadt gesprochen wird, sollte abschreckend genug sein.

Viele Entwicklungen sind allgemeiner Natur, vom Trend zum Internet bis zur Anziehungskraft großer Einkaufsmärkte, die es natürlich nicht nur in Tutzing gibt. So manche Entwicklung aber ist auch hausgemacht. Die lokalen Gegebenheiten für die örtliche Geschäftswelt können durchaus gestärkt oder geschwächt werden. Es gibt auch fachliche Kompetenz, die dabei einbezogen werden kann, so beispielsweise in der „Aktionsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender“ (ATG).

Merkwürdigerweise spielen wirtschaftliche Aspekte in der Kommunalpolitik kaum eine Rolle. Dabei müssten im Gemeinderat eigentlich alle Alarmglocken schrillen, wenn in Geschäftskreisen besorgt auf infrastrukturelle Veränderungen verwiesen wird, die zu Verlagerungen aus dem Ortszentrum heraus den Anlass geben.

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Quelle Titelbild: L.G.
ID: 312
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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Kommentare

Das Schweigen der Lämmer? Hat schon jemals jemand in den letzten 12 Jahren ein Wort oder gar einen Vorschlag zu den seit Jahren schwelenden Sorgen der Einzelhändler aus dem Munde der zuständigen Referenten im Gemeinderat gehört? Vom Wirtschafts-Referenten Dr. Ernst Lindl (CSU) oder vom Ortsentwicklungs-Referenten Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) ? Nein? Aber dass die beiden für einen offenbar dringend benötigten zusätzlichen Drogeriemarkt bei Aldi/Edeka gestimmt haben, das scheint doch wahr zu sein? Oder? Verlagerung der Kundenströme durch gemeindliche Steuerung? Ach wo! "Und überhaupts: so guat wia de Wolfratshauser san mia Tutzinger oiwei no!"
Helge Haaser Passau
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