Von Lorenz Goslich

In Traubing bald kein Bankautomat mehr

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Nur noch kurz in Traubing: VR-Bank © L.G.

In Traubing wird es bald keine Bank mehr geben - und nicht mal mehr einen Bankautomaten. Die Kreissparkasse hat den Ort schon vor Jahren verlassen, Ende dieses Jahres schließt die VR-Bank ihre dortige Filiale - und entfernt auch den Automaten.

Wie gerade ältere Menschen künftig an Geld kommen sollen, fragt sich Gemeinderätin Renate Geiger, die in Traubing wohnt. Müssten sie immer erst mal nach Tutzing fahren?

Wir haben darauf Johann Oberhofer, den Pressesprecher der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg, angesprochen. Dass die Bank die Traubinger Filiale schließt, bestätigt er ebenso wie die Entfernung des Automaten. Es stimme aber nicht, dass damit das Angebot verschlechtert werde. Vielmehr sei der Kundenservice sogar deutlich ausgeweitet worden. Wenn jemand Geld braucht, dann kann er oder sie laut Oberhofer montags bis freitags von 8 bis 19 Uhr anrufen - und das Geld wird, wenn gewünscht, innerhalb von zwei bis drei Tagen nach Haus gebracht. Auf die gleiche Weise könnten Überweisungen vorgenommen und alle möglichen anderen Bankgeschäfte getätigt werden. Auch Beratung werde bis 20 Uhr angeboten - daheim, wenn es die Kunden wollen. Dass es Probleme gibt, weil jemand sofort Geld benötigt, glaubt Oberhofer weniger. Besonders ältere Menschen planten so etwas meist frühzeitig.

Schwindende Angebote in den Dörfern: Sind die Bürger selbst mit schuld?

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Schon vorbei: Hier war mal die Sparkasse © L.G.

Traubing ist kein Einzelfall. Bei den Banken wird schon seit längerer Zeit ein Problem darin gesehen, dass immer weniger Kunden die Filialen besuchen. Das ist eine Folge der zunehmend übers Internet laufenden Bankgeschäfte. Filialen gerade in ländlichen Gegenden aufrecht zu erhalten, wird deshalb von den Banken vielfach als nicht mehr rentabel betrachtet. So ist auch die Traubinger Filiale der VR-Bank nur noch an zwei Tagen in der Woche - donnerstags und freitags - geöffnet. Bald ist nun dort komplett Schluss.

Renate Geiger, die auch Tutzinger SPD-Vorsitzende ist, hält diese Entwicklung der schwindenden Angebote in Dörfern wie Traubing für bedenklich - nicht nur bei den Banken, sondern auch im Einzelhandel und auf anderen Gebieten. Gerade im Großraum München, sagt sie, ziehen viele Menschen in solche Orte und entlasten damit die Stadt. Aber gleichzeitig verschlechterten sich die Angebote. Auf die dörflichen Strukturen müsse mehr Rücksicht genommen werden.

Oberhofer sieht die Bürger aber durchaus in einer Mitschuld für diese Entwicklung: Viele kauften den Großteil beispielsweise in München oder Weilheim ein. Wenn sie dann etwas vergessen hätten, so etwa Butter, dann erinnerten sie sich an den kleinen Laden in ihrem Ort. Aber dort wollten sie es dann zum selben niedrigen Preis haben. Und beim nächsten Mal kauften sie doch wieder alles im großen Supermarkt. Da ist es für Oberhofer kein Wunder, wenn so ein kleines Geschäft auf Dauer nicht mehr betrieben werden kann.

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Über den Autor
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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Kommentare

Ein Hoch dem Herausgeber.
Er schafft es, eine gemeindliche Eiterbeule nach der anderen aufzuspüren. Allerdings überlässt er es dem Leser, da hineinzupieksen. Vermutlich Absicht.
Gäbe es zwischen bayerischen Kommunen einen intensiveren Erfahrungsaustausch, an dem auch Tutzing teilnähme, kämen seltsame Dinge zum Vorschein. Gemeinden mit Nahtod-Erfahrung setzten sich zusammen und machten Ortsentwicklungspläne. Und siehe da, man stellte fest, was getan werden könne, schlimmste Entwicklungen zu erkennen und gegenzusteuern. Es gibt einen Heimatminister, der müsste doch anlässlich seiner vielen Reisen in die Prärie Kenntnis davon haben, wie das beginnende Sterben der Infrastruktur aufgehalten werden kann. Wenn jedoch nur noch libertäre Vorstellungen durch die Gegend geistern und begeistert bewundert werden, Gemeinderatsarbeit sich nur noch auf die Dachfirsthöhenbeschränkungen konzentriert und eine Verwaltung in völliger Unkenntnis des täglichen Handelsgeschehens über gemeindliche Vorgaben zur Sortimentspolitik zum Schutz der Hallberger Allee nachzudenken hat, ist etwas oberfaul. Die TUM hat Lehrstühle, die sich mit Ortsentwicklung beschäftigen, warum gehen unsere Verwaltungsleute nicht dort hin und fragen nach, was ein Ort tun muss, damit nicht auch noch die Laternen abgebaut werden müssen, weil zu wenig Leute drunter stehen, um das Licht zu nutzen?
Wir haben eine Ilse Aigner, gut ausgerüstet mit Gehör und Geduld. Kann sie nicht während eines Ortsbesuchs darauf angesprochen werden, mit welchen Geldern Ortsentwicklungspläne gepampert werden können? Zum Glück kommt die Landtagswahl. Kann doch der Wirtschafts-Oberkümmerer aller Gemeinderäte einen Katalog mit Fragen und gewünschten Antworten an Ilse A. geben. Man merke auf: Der Markt regelt nichts mehr, er optimiert sich zu Tode. Tutzing mittendrin. Der Heimatminister braucht nicht befragt zu werden, der ist mit den Folgen des Verkaufs Tausender Wohnungen beschäftigt. Mit denen sich die Banken einen goldenen Hut verdienten.
HF
(Bearbeitet)
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