Gemeindeleben
22.8.2018
Von Ferdinand Goslich

„Wer denkt, der dankt“

Graf und Gräfin Gorcey feiern ihre Goldene Hochzeit - Der Tutzinger Kirchenchor St. Joseph singt für sie

„I holat dir vom Himmel jeden Stern.“ So klang es beim großen Jubiläum eines Tutzinger Ehepaars. Doch nicht am Starnberger See wurde gefeiert, sondern in Baden-Württemberg. Der Tutzinger Kirchenchor St. Joseph unterstützte den Festtag musikalisch und verband damit einen zweitägigen Chorausflug. Der konkrete Anlass: Johannes Graf Gorcey de Longuyon und Maria Gabriele Gräfin Gorcey de Longuyon feierten am Freitag, 17. August, ihre Goldene Hochzeit. Um den bedeutenden Tag im großen Kreis von Familie, Verwandten, Freunden und Bekannten standesgemäß zu würdigen, hatten sie sich das Schloss Hohenstadt und deren dazugehörige Schlosskirche bei Abtsgmünd, in der Nähe von Ellwangen, ausgesucht. Das hatte durchaus seine Bewandtnis: Die „Braut“ stammt aus diesem Gräflich Adelmannischen Schloss. Sie ist eine geborene Gräfin Adelmann von Adelmannsfelden und gab genau vor 50 Jahren, also am 17.8.1968 in dieser Schlosskirche ihrem Bräutigam das Jawort.

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Feierten Goldene Hochzeit: Gräfin und Graf Gorcey de Longuyon © FG

Schubert-Messe G-Dur

Der „Bräutigam“, Johannes Graf Gorcey, war lange Jahre Mitglied des Tutzinger Kirchenchors St. Joseph gewesen. Der einzige heute noch Aktive, der damals schon mit Graf Gorcey gesungen hat, Hans-Peter Bernsdorf, war natürlich auch dabei. Und so erfüllte der Kirchenchor gern den Herzenswunsch des Grafen, seinen großen Festtag und den seiner Frau musikalisch zu umrahmen.
Den festlichen Dankgottesdienst in der mit reichlichen Stuckverzierungen versehenen Wallfahrts- und Schlosskirche Mariä Opferung in Hohenstadt feierten vier Zelebranten: Dekan Pfarrer Georg Fetsch (Peißenberg), Geistlicher Rat Pfarrer Dr. Ulrich Lindl (Biberbach), Pater Johny Maniamkeril (Hohenstadt) und Prof. Dr. habil Theol. Pater Stefan Szymik (Katholische Universität Lublin/Polen). An der Orgel begleitet von seiner Leiterin Helene von Rechenberg sang der Kirchenchor St. Joseph die Missa brevis in G-Dur von Franz Schubert. Einfühlsam und feinfühlig gestaltete Anahit Abgarjan die Sopran-Solostimme. Michael Willberg (Tenor) und Hans-Peter Bernsdorf (Bass) steuerten gekonnt die männlichen Solopartien bei.

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"Sich nachfreuen"

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Zelebranten, Jubelpaar und Ministranten beim Einzug in die Kirche © FG

Seine Predigt stellte der aus Tutzing stammende Hauptzelebrant Dr. Ulrich Lindl unter das Motto „Wer denkt, der dankt“. Sich für etwas zu bedanken, heiße ja nichts anderes, als sich „nachzufreuen“. Angesichts der Tatsache, dass das Tutzinger Grafenpaar Gorcey seit 50 Jahren verheiratet sei, rief er den Zuhörern ins Gedächtnis, Liebe sei das schönste Geschenk, das man machen könne. Bei vielen Paaren sei der Spruch „Gegensätze ziehen sich an“ sehr dienlich, finde man doch bei dem anderen etwas, was man selbst nicht habe. So entwickle sich im besten Sinne eine Zugewinngemeinschaft.

Mozarts "Laudate Dominum"

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Helene von Rechenberg begleitete ihren Chor an der Orgel © FG

Musikalisch wurde die Festmesse außerdem mit dem von Anahit Abgarjan gesungenen armenischen Lied „Licht des Morgens“ sowie dem vom Kirchenchor St. Joseph und Frau Abgarjan intonierten „Laudate Dominum“ von Wolfgang Amadeus Mozart begleitet. Als „Rausschmeißer“ zum Ende des Gottesdienstes erklang die schwungvolle Toccata in G-Dur von Theodor Dubois, rasant gespielt von Helene von Rechenberg.

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Führung durchs imposante Treppenhaus: Gräfin Anne © FG

Nach dem festlichen Mittagessen wurden im Hof des Schlosses Hohenstadt, das neben der Schlosskirche liegt, Fotos der großen Festgesellschaft geschossen. Im Mittelpunkt standen natürlich das Jubelpaar Johannes Graf Gorcey und Maria Gabriele Gräfin Gorcey sowie die Inhaber des Anwesens, Reinhard Graf Adelmann und seine Frau, Anne Gräfin Adelmann. Die aus den USA stammende Gräfin Anne führte den Kirchenchor temperamentvoll und charmant durch das barocke Schlossgebäude, das vor allem durch das imposante Treppenhaus auffällt. Die auf den Stockwerken frei aufliegenden Treppen bestechen vor allem durch leicht begehbare, flache Stufen, die früher, wie die Gräfin erklärte, den Reichtum einer Familie demonstrieren sollten. Ein derartiges Treppenhaus findet man heute nur noch in der Würzburger Residenz. Bei der Führung lernte der Kirchenchor auch die große Herausforderung kennen, ein solch imposantes Anwesen zu erhalten. Die junge Gräfin Anne wies klar auf diese Problematik hin und deutete Lösungen an, wie die Erhaltung des Schlosses finanziert werden könnte.

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Im Rittersaal ging das festlich-gräfliche Mahl über die Bühne © FG

Das Bussl des Grafen

Schließlich überraschte der Chor St. Joseph in dem über zwei Stockwerke reichenden Rittersaal, wo das gräfliche Festmahl stattfand, mit vier fröhlichen Liedern, die nicht besonders gut zum Gottesdienst gepasst hätten: So erinnerten Chorleiterin Helene von Rechenberg und die ihr anvertrauten St. Josephs-Chorleute die Festgäste mit den österreichischen Liedern „Bist du nit ba mir“ und „I hob di gern“ an die Zeiten von deren aufkeimender Liebe. Dem aus dem Chor schallenden Ruf nach einem „Bussl“ kam Johannes Graf Gorcey zum Amüsement seiner Gäste prompt nach. Auch der zum Trinken animierende Mozart-Kanon „Freunde, lasset uns beim Zechen wacker eine Lanze brechen“ stachelte die Gesellschaft zu Applaus an („Es leb‘ der Wein, die Liebste mein!“). Der Clou vom Ganzen war natürlich das speziell dem Grafen-Paar gewidmete Lied „Rote Lippen soll man küssen“, mit dem der Chor schließlich tosenden Beifall einheimste.
Als besonderes Kleinod erwies sich der im barocken Stil gehaltene Schlossgarten von Hohenstadt mit seinem nach französischem Vorbild gebauten „Lustschlössle“. Nikolaus Graf Adelmann, der Vater des jetzigen Schlossherrn Reinhard, präsentierte den St. Josephlern dieses reizende Gebäude, das keine Heizung habe, wie er sagte. Deshalb könnten dort Feiern nur im Sommer stattfinden. Der Ausflug zum Schloss Hohenstadt hat sich allemal gelohnt. Vielleicht möchte es jemand besuchen?: http://www.grafadelmann.de/

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Das reizende "Lustschlössle" der Grafen Adelmann © FG

Ellwangen und Dinkelsbühl

Bei der Reise standen aber noch weitere Ziele auf dem Programm. Der Chor übernachtete im „Tagungshaus Schönenberg“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Ellwangen, besichtigte am Samstag zunächst die sehenswerte Altstadt von Ellwangen und danach das durch sein spätmittelalterliches Stadtbild geprägte Dinkelsbühl. Ein weiterer Abstecher war das Limeseum in Ruffenhofen. An diesem Ort, der an der Grenze des antiken Limes liegt, wurde 2012 ein moderner, fast kreisrunder Museumsbau eröffnet, wo die Besucher interessante Einblicke in das Leben der römischen Soldaten gewinnen. Zum Abschluss näherte sich der Kirchenchor wieder seinen üblichen sakralen Gewohnheiten an. Ziel war die Abteikirche des Klosters Neresheim, wo die Benediktinermönche gerade ihre Abendvesper abhielten. Balthasar Neumann hatte diesen herausragenden Bau geplant, der von dem bedeutenden Kunsthistoriker Georg Dehio als „erschütternd großartig“ gewürdigt wurde.

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