Seit zwei Jahrzehnten gibt es in Tutzing eine ganz besondere Form der Kinderbetreuung: die „Kleinen Strolche“. Ein Verein mit diesem Namen, der aus einer privaten Elternintiative hervorgegangen ist, organisiert seit 1999 an zwei oder drei Vormittagen wöchentlich eine kleine Spielgruppe. Sie soll für Kinder ab zwei Jahren den Übergang in einen Kindergarten mit fünftägiger Betreuung in der Woche erleichtern und so einen sanften, behutsamen Einstieg in die Fremdbetreuung ermöglichen.
Die Betreuung findet in einem Raum der Tutzinger Grundschule statt, den diese und die Gemeinde Tutzing dem Verein für diesen Zweck zur Verfügung stellen. Für September dieses Jahres suchen die Strolche eine neue Betreuerin. Das kann nach Angaben der Verantwortlichen auch eine Mutter sein.
In Krippen bleiben oft schon kleine Kinder mit fremden Erziehern allein
Neben der derzeitigen Gruppenleiterin Michaela Bloch sorgt immer ein Elternteil mit für die Betreuung. In der Regel wechseln sich die Mütter ab. Ob sie nur kurz oder lä nger - Wochen, Monate - dabei bleiben, entscheiden sie selbst. Manche ziehen sich recht schnell zurück, andere erst nach einiger Zeit.
Mit diesem Prinzip, das bei den jeweiligen Eltern und ihren Kindern offenkundig gut ankommt, bilden die Kleinen Strolche ein Gegenmodell zu vielen Krippen, in denen oft schon sehr kleine Kinder recht schnell mit fremden Erziehern allein bleiben, wenn beide Eltern berufstätig sind. „Bis 17 Uhr - das ist für die Kinder eine wahnsinnige Anforderung“, sagt Michael Bloch. Die gelernte Erzieherin war schon in mehreren Betreuungseinrichtungen tätig, in Herrsching beispielsweise hat sie die Johanniter-Kinderkrippe geleitet. Sie ist überzeugt: Für die Kinder sind gerade die ersten drei Jahre besonders wichtig, denn in dieser Zeit sei die Bindung an die Eltern sehr stark.
„Zu Hause nimmt man sich oft nicht soviel Zeit für die Kinder“
Nicht wenige Mütter entscheiden sich aus solchen Gründen gegen eine Krippe und teils auch gegen eine Rückkehr in den Beruf nach der Elternzeit, sagt Michaela Bloch. Die betreffenden Eltern wollten die Zeit mit ihren Kindern noch länger intensiv nutzen. Allerdings gelten solche Mütter, die lieber daheim bei ihren Kindern bleiben statt berufstätig zu sein, heutzutage mehr und mehr als Außenseiter, wie die Gruppenleiterin sagt: „Sie haben das Gefühl, dass sie sich rechtfertigen müssen.“
Mehrere Mütter, die bei den Kleinen Strolchen dabei sind, bestätigen das spontan. Sie scheinen die Stunden mit ihren Kindern in der Tutzinger Gruppe zu genießen. Da können sie sich ganz auf sie einstellen, sie haben viel Zeit für sie, denn keine Waschmaschine, kein Putzeimer, kein Kochtopf ruft - und damit kein schlechtes Gewissen. „Zu Hause nimmt man sich oft nicht soviel Zeit für die Kinder“ bestätigt Evelyn Cybok, eine von ihnen. Oft sind sogar mehrere Mütter gleichzeitig dabei. Sie genießen die Möglichkeit zum Gedankenaustausch untereinander ebenso wie den zwanglosen Ablauf in der Gruppe und die Möglichkeit, Spiele Bastelideen, Lieder ebenso wie andere Kinder kennenzulernen.
Ganz automatisch, meint eine Mutter, tauchen die Kleinen so in ein soziales Miteinander ein. Michaela Schuster, eine andere Mutter, hält diese Methode für „wunderbar, um die Kinder an die Gemeinschaft zu gewöhnen“. Der Wechsel in den Kindergarten, sagt Michaela Bloch, falle den kleinen Strolchen dann später relativ leicht.
Der Verein bekommt keine staatliche Förderung. Dennoch kostet der Beitrag pro Kind und Monat nur 50 Euro, und er ist auch noch von der Steuer absetzbar.
Weitere Infos gibt’s unter www.die-kleinen-strolche-tutzing.de.
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