Energie
19.1.2021
Von vorOrt.news

Suche nach Geothermie in und um Tutzing

Herrschinger Firma hat Pläne im "Vierseenland" - Ministerium hat Erlaubnis erteilt

Geothermie war vor Jahren ein großes Thema in Tutzing und seiner Nachbarschaft. Im Süden, in Bernried, wurden sogar schon Wege für die geplanten Anlagen vorbereitet, aus denen dann aber doch nichts wurde. Im Norden schien eine Geothermie-Partnerschaft von Tutzing mit den Gemeinden Feldafing und Pöcking schon so gut wie sicher, doch Tutzing stieg aus. Jahrelang war Ruhe um das Thema Erdwärme in der hiesigen Gegend. Nun aber wird die Suche nach Geothermie neu belebt. Eine Erlaubnis zur „großflächigen Aufsuchung von Erdwärme“ hat das bayerische Wirtschaftsministerium bereits einer Firma Geothermie Ammersee GmbH in Herrsching erteilt. Heute Abend steht sie im Haupt-, Finanz- und Werkausschuss des Tutzinger Gemeinderats zur Debatte (Buttlerhof Traubing, Beginn 17.30 Uhr). Im Dezember hatte sich schon der Umwelt-, Energie- und Verkehrausschuss mit diesem Thema befasst.

Das zur Debatte stehende Gebiet wird „Vierseenland“ genannt. Betroffen sind die Gebiete Tutzing, Feldafing, Pöcking, Teile von Starnberg, Andechs, Herrsching, Seefeld, Weßling und Pähl. Die Erlaubnis ist bis Ende November 2022 befristet.

Die Mitglieder des Tutzinger Umweltausschusses haben die Nachricht im Dezember recht gelassen ohne größere Diskussion aufgenommen. Bernd Pfitzner von den Grünen hat sich im Umweltausschuss eher „entspannt“ geäußert. Dabei bezog er sich auf die jahrelangen Geothermie-Bemühungen in der Nachbargemeinde Bernried um Geothermie, die gescheitert seien, und folgerte: „Die Goldgräberstimmung ist schon lange vorbei.“

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Karte zum Antrag auf Erteilung einer Erlaubnis zur großräumigen Aufschwung von Erdwärme © Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Bescheid vom 6. November 2020
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Ganz anders ist die Stimmung am Ammersee: Dort hat die Nachricht von der ministeriellen Erlaubnis regelrecht Schrecken hervorgerufen. Die Gemeinde Inning will vielleicht sogar mit einer Klage dagegen vorgehen. Befürchtungen wegen Gefährdungen des Trinkwassers wurden vorgebracht.

Der Vorstand der Ammersee Wasser- und Abwasserbetriebe (AWA) hat Geothermie zwar eigentlich als eine gute Idee bezeichnet, jedoch vor Risiken im „Vierseenland“ gewarnt, so etwa, wenn bei Bohrungen verschiedene Wasserschichten durchstoßen würden. Wenn bis in 5000 Meter Tiefe gebohrt werde, sei nicht auszuschließen, dass radioaktive Stoffe ins Grundwasser gelangten. Der Geschäftsführer der Firma Geothermie Ammersee hat demgegenüber auf hohe Auflagen und die Einbindung des Wasserwirtschaftsamts verwiesen.

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In Unterhaching produziert ein geothermisches Kraftwerk seit 2009 Strom. Hier Generator und Ammoniakbehälter der Anlage. © BINE Informationsdienst Energieforschung für die Praxis 10/09

Die Tutzinger Gemeindeverwaltung sieht die Angelegenheit auf Nachfrage erst einmal „neutral“. Zwar wundert man sich im Tutzinger Rathaus über eine „sehr kurzfristig“ erteilte Erlaubnis durch das Ministerium. Der Antrag stammt vom Juli 2020. Doch die Kommune könne der Genehmigung nicht widersprechen. Wenn Bohrungen vorgesehen seien, müssten auf jeden Fall zuvor die Gemeinde und die betreffenden Grundstückseigentümer gefragt werden. Es handele sich um „Riesenanlagen“. In einem Industriegebiet werde so ein Projekt wohl eher akzeptiert werden als in einem Landschaftsschutzgebiet, vermutet man in der Gemeinde Tutzing.

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